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Wunderschönes Naturspektakel. Nicht nur die Wildgänse wie hier am Oderbruch sind zu hören in diesen milden Tagen.

© dpa

Vogelgezwitscher in Berlin: Das milde Wetter lässt die Vögel singen

Draußen ist's warm, manchmal sonnig, frühlingshaft. Und welche Vögel zwitschern da herum? Fragen wir doch mal einen Experten.

Herr Lachmann, Sie sind Vogelexperte beim Naturschutzbund. Was sagt uns das ungewöhnliche Gezwitscher in diesen Tagen?

Dass es derzeit eher frühlingshaftes Wetter gibt. Unsere heimischen Vögel beginnen üblicherweise ab Anfang Januar mit dem Singen. In diesem Winter sind sie schon seit  Weihnachten aktiv und singen wegen des warmen Wetters auch bereits kräftiger als sonst.

Welche Vögel sind am aktivsten?

Man hört jetzt vor allem den Gesang von Kohlmeisen und Blaumeisen. Diese suchen  schon nach geeigneten Nisthöhlen. Aber auch Buntspechte trommeln und Grünspechte verfallen bereits ins Lachen, wie deren Gesang bezeichnet wird. Auch Kleiber, Kernbeißer und Grünling singen, ebenso die wenigen bei uns im Winter verbliebenen Stare.

Kommen denn schon Zugvögel zurück?

Nein, da kann der Januar noch so warm sein. Falls es Anfang Februar noch mild ist, könnten sich die ersten Zugvögel, die sonst bis Mitte März im Süden bleiben, auf den Weg zu uns machen.

Gibt es jetzt mehr Vögel als in frostigen Perioden? 

In den Gärten haben wir eher weniger Vögel als sonst, wie unsere noch laufende Zählung der Wintervögel zeigt. Sie finden auf Feldern und im Wald noch genügend Nahrung vor. Der recht aktive Gesang macht die geringere Zahl der Gartenvögel aber wett.

Gibt es genügend Futter?

Grundsätzlich ist es für Vögel in Wintern ohne Schnee und Eis leichter, ausreichend Nahrung zu finden. Sie werden damit weniger von den Futterstellen in den Gärten angezogen und verteilen sich weiter über das Land. In kalten Wintern fliehen die Vögel oft statt weiter nach Süden in die Wärmeinseln der Städte und die „Futterinseln“ der Gärten.

Was fressen die Vögel jetzt?

Die Insektenfresser, die nicht nach Süden gezogen sind, müssen sich jetzt auf andere Nahrung umstellen. Meisen suchen beispielsweise Samen und Fett. Gern genommen werden auch Beeren und Früchte, die noch an Bäumen und Büschen hängen.

Sollten die Futterhäuschen vorerst nicht bestückt werden? 

Die Vogelfütterung dient in erster Linie einer besseren Beobachtung. Daher kann im Winter durchaus auch unabhängig von der Witterung gefüttert werden.

Was passiert bei einem plötzlichen Kälteeinbruch?

Kälte allein wäre kein Problem. Nur Eis und Schnee machen die Nahrungssuche schwieriger. Manche Vögel ziehen dann einfach weiter nach Westen oder Süden, andere verziehen sich in die Städte und Gärten.

Sind einige Kraniche sogar schon wieder zurückgekehrt?

Weit über 1000 Kraniche sind gar nicht aus Deutschland weggezogen. Die Zahl der hier überwinternden Kraniche steigt seit Jahren. Echte Rückkehrer können wir frühestens Ende Januar oder Anfang Februar erwarten. Der normale Rückzug findet dann Ende Februar und Anfang März statt. 

Wie reagiert die Vogelwelt auf solche ungewöhnlichen Wetterperioden?

So ungewöhnlich ist es ja jetzt auch wieder nicht. Nur in den letzten drei Jahren hatten wir kältere Winter, davor war es genauso wie jetzt.

Sparen sich künftig die Zugvögel den Flug in wärmere Gefilde?

Bei Langstreckenziehern nach Afrika wird sich nichts ändern, sie kommen vielleicht nur etwas früher bei uns an. Noch kann man nicht davon sprechen, dass eigentliche Zugvögel in größerer Zahl bei uns überwintern. Die einzige Ausnahme bilden die Kraniche.

Lars Lachmann ist Vogelexperte des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu).

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