zum Hauptinhalt

Vogelgrippe-Verdacht: Behörden untersuchen Tiefkühl-Enten

Mit Vogelgrippe infizierte Enten könnten eventuell auch nach Berlin gelangt sein. Deswegen werden Tiefkühlenten jetzt in Märkten kontrolliert. Es ist bisher nur ein Verdacht, doch die Gesundheitsbehörde rät zu Vorsicht bei Zubereitung solcher Vögel.

Von Sandra Dassler

Tiefkühlenten, die eventuell mit dem tödlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert sind, könnten auch nach Berlin gelangt sein. „Wir konnten die Ente, deren Innereien in Altglobsow an Hühner verfüttert wurden, einer Lieferung aus Niedersachsen zuordnen“, sagte der Abteilungsleiter Verbraucherschutz im brandenburgischen Agrarministerium, Günter Hälsig. „Die Tiere sind an den Auslieferungsbereich Nord einer Supermarktkette gegangen, eventuell also auch nach Berlin. Wir kontrollieren jene Lieferbetriebe und Supermärkte, aus denen die Enten stammen.“ Bislang sei das H5N1-Virus aber weder in Resten der in Altglobsow verfütterten Ente noch in so genannten Rückstellungsproben des niedersächsischen Zulieferers oder in Proben aus Supermärkten festgestellt worden. In Brandenburg waren in den letzten zwei Wochen an drei verschiedenen Orten Hühner an H5N1 verendet. Nach Tagesspiegel-Informationen hatten die privaten Halter in allen Fällen die Innereien von Tiefkühlenten nicht ordnungsgemäß entsorgt, so dass die Hühner damit Kontakt hatten. Erst gestern bestätigten die Brandenburger Behörden, dass sie bereits seit dem ersten Fall in Altglobsow eine Infektion durch Tiefkühlenten prüfen.

Weil es sich bislang nur um einen Verdacht handele, habe es noch keine Warnung an die Verbraucher gegeben, sagte Hälsig. Zudem sei die Gefahr für Menschen bei sachgemäßer Zubereitung von Tiefkühlgeflügel gering. „Es gibt keinen Grund für verstärkte Kontrollen in den Supermärkten“, sagte auch Marie-Luise Dittmar, Sprecherin der Senatsgesundheitsbehörde. Dass sich Menschen beim Essen oder Zubereiten infizieren könnten, sei „ausgeschlossen, solange die seit langem bekannten hygienischen Regeln befolgt werden“. Dazu gehöre, dass man das Fleisch nie roh verzehre und es nie auf demselben Brett schneide wie Salat oder Rohkost. „So etwas schützt nicht nur vor Vogelgrippe, sondern auch vor Salmonellen, die für Menschen viel gefährlicher sind“, sagte der Amtstierarzt von Mitte, Hans-Joachim Bathe-Peters. Die Lebensmittelkontrolleure seines Bezirks überprüfen 7600 Betriebe, darunter Supermärkte, Restaurants und Großküchen. Auf Vogelgrippe wurden bisher keine Produkte getestet. „Bei Verdacht würden wir unsere Kontrollen aber sofort modifizieren und verstärken“, sagt Bathe-Peters.

Verbraucherschützer kritisieren, dass bisher vor allem Wildvögel als Ursache für die Übertragung der Vogelgrippe gelten und andere Infektionswege vernachlässigt würden. „In Wirklichkeit weiß noch niemand genau, wie der Infektionsweg wirklich ist“, sagt der Ornithologe Peter Petermann. „Es ist makaber, wenn Behörden jetzt Hinweise geben, wie man infiziertes Geflügel zubereiten sollte. Der Verbraucher muss doch davon ausgehen, dass das Geflügel, das er im Supermarkt kauft, nicht mit H5N1 infiziert ist.“

Petermann fordert daher, dass bei Schlachtungen sofort Stichproben des Geflügels getestet werden und nicht – wie bisher – nur so genannte Rückstellungsproben genommen werden. Die würden erst bei Verdachtsfällen untersucht, wenn die anderen Tiere der Charge längst im Handel oder gegessen sind. Noch wichtiger sei allerdings die Prophylaxe in den großen Geflügelbetrieben. In Bayern, wo im Sommer nach dem Auftreten von Vogelgrippe mehr als 100 000 Enten getötet wurden, sei das Virus mindestens schon sechs Wochen lang im Bestand gewesen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false