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Pro Reli

© Steinert

Volksbegehren: Vier Minuten pro Stimme

"Darf ich Sie kurz ansprechen?" Weil die Zeit knapp wird, wirbt die Initiative Pro Reli auch in Berliner U-Bahnhöfen für das Volksbegehren.

„Darf ich sie kurz ansprechen?“ Hannchen Zepernick hat sich zu zwei jungen Männern am Gleis der U-Bahnhaltestelle Thielplatz gestellt. Auf ihrer neongelben Warnweste prangt ein rot-weißer Aufkleber mit der Aufschrift „Freie Wahl zwischen Ethik und Religion“. Die Studenten von der FU-Berlin blicken interessiert. „Kennen Sie das Anliegen der Initiative Pro Reli?“, fragt die 58-jährige Religionslehrerin und erklärt. Die Studenten unterschreiben auf Zepernicks Stimmzettel. Sie kontrolliert schnell, ob die Angaben stimmen und spricht den nächsten Fahrgast an. Dieses Mal bekommt sie eine Abfuhr. Kein Grund für Zepernick, missmutig zu werden.

„Es gibt viele Leute, die mir sagen, dass sie mit der Kirche nichts zu tun haben wollen, andere wiederum sind total interessiert daran, dass es Religionsunterricht als Wahlpflichtfach gibt.“ Seit einer Viertelstunde flitzt die 58-Jährige in der Eiseskälte über den Bahnsteig. Mit ihrem Charme und ihrer offenen Art hat sie bereits fünf Stimmen gesammelt.

Dass die Lehrerin ganz offiziell am Bahnsteig Unterschriften sammeln darf, hat sie der BVG zu verdanken, die am vergangenen Freitag den Stimmenfang abgesegnet hat. Christoph Lehmann, Vorsitzender von Pro Reli, hatte angesichts der nahenden Abgabe der Stimmen am 21. Januar ab Montag eine letzte Offensive angekündigt. Dazu zählt auch die seit gestern geschaltete Radiowerbung. „Neben der U-Bahnaktion ist es jetzt wichtig, dass die Stimmzettel zurückgeschickt werden.“ Wie intensiv in den Bezirken noch gesammelt wird, weiß er nicht. „Das kommt auf das Engagement der einzelnen Mitstreiter an.“

So startet beispielsweise in Neukölln die nächste Großoffensive am Sonnabend, weil die meisten Lehrer unter der Woche bis 16 Uhr unterrichten. „Sie sammeln aber auch nebenher in ihrer Nachbarschaft und den Gemeinden“, sagt Andrea Zedler, Beauftragte für evangelischen Religionsunterricht in Neukölln.

Am U-Bahnhof Thielplatz herrscht indessen emsiger Betrieb. Hannchen Zepernick hat alle Hände voll damit zu tun, im Vier-Minuten-Takt der eintreffenden Bahnen den Fahrgästen ihr Anliegen vorzutragen und sie von einer Unterschrift zu überzeugen. „Die meisten haben den Namen Pro Reli schon mal gehört, aber nicht alle wissen, was wir genau wollen“, sagt sie. Gerade erst habe sie die Unterschrift einer Frau erhalten, die geglaubt hatte, dass der Ethikunterricht mit dem Volksentscheid abgeschafft werden soll.

Der Einsatz an der U-Bahn lohnt sich in ihren Augen. „Wenn das Wetter schön bleibt, sammle ich diese Woche noch zweimal. Ein Bekannter aus der Gemeinde hat angeboten, mich dabei zu unterstützen.“ Hadija Haruna

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