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Berlin: Volksfest mit Fruchtschale

Zur Langen Nacht der Museen verrät Aufsichtsleiter Gerd Spannemann seine Lieblings-Bilder

„Als ich das erste Mal in der Gemäldegalerie gearbeitet habe, stand ich plötzlich vor meinem Bild“, sagt Gerd Spannemann und lächelt. Er meint das Gemälde „Die Frau mit der Fruchtschale“ von Tizian, gemalt um 1555. Denn er hat einen Druck des Meisterwerks in seinem Wohnzimmer hängen. Klar, damit ist das große Ölgemälde sein erklärter Favorit. Zur zwölften Langen Nacht der Museen am kommenden Sonnabend wird er aber keinen Blick auf seinen Liebling werfen können, da er am Sonnabend die Aufsicht in der Neuen Nationalgalerie leiten wird.

Schon beim letzten Mal hat der Herr mit der großen Brille und kurzen grauen Haaren dort gearbeitet. „Da war vielleicht was los. Insgesamt kamen 11000 Besucher vorbei, weil eine Tangonacht stattgefunden hat“, erzählt er. Dieses Jahr sei keine große Veranstaltung geplant, deshalb rechne er eher mit 3000 bis 4000 Neugierigen. Da wird es leichter sein, den Überblick zu behalten. Aber Gerd Spannemann arbeitet gerne während der Langen Nächte. „Dann herrscht immer Volksfestcharakter. Alle sind mit Kind und Kegel unterwegs und haben gute Laune.“

An normalen Tagen hat der 59 Jahre alte Aufsichtsleiter zu wenig Zeit, um die Ausstellungen am Kulturforum zu betrachten. „Aber montags, wenn die Museen für die Öffentlichkeit geschlossen sind, dann gehe ich mit den Reinigungskräften durch die Räume und habe genug Ruhe und Muße, mir alles anzuschauen.“ Und in der Neuen Nationalgalerie verweilt er immer wieder vor demselben Stück: „Flandern“ von dem deutschen Maler Otto Dix. „Das Gemälde ist etwas Besonderes für mich“, erklärt er. „Jedesmal wenn ich vor dem Gemälde stehe, komme ich ins Grübeln. Es zeigt den Wahnsinn des Krieges und das Leid und die Zerstörung. Warum muss so etwas sein?“ Wiebke Heiss

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