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Berlin: Voll auf die Zwölf

American Football ist was für harte Männer und Frauen – auch wenn sie sich im Training auf Kissen stürzen wie liebeskranke Pinguine

Den Football fängt man wie einen Schmetterling“, hatte uns der Trainer eingeschärft. „Mit festem Griff, aber ohne die Hände zusammenzuschlagen.“ Als mir das Leder kurz darauf an den Kopf knallt, fühlt sich das nicht nach Schmetterling an, sondern nach Kanonenkugel.

„Wir trainieren kompakt und hart“, hatte uns Trainer Kent Anderson versprochen. Kompakt und hart – diesen Eindruck machen auch die Jungs der Berlin Adler, die sich mit uns warmlaufen. So will ich auch aussehen.

Kunststück: Sobald ich die massive Spieleruniform überstreife, habe ich doppelt so breite Schultern wie sonst. Auf einen Helm verzichten wir Anfänger – leider, wie ich später beim Fangen merke. Von dem Missgeschick abgesehen, macht es großen Spaß, für ein paar Stunden zum Kämpfer zu werden, sich zu verausgaben. „Set – Go!“ schreit der Trainer, und wir üben Starts, Stopps und Ausfallschritte, bis die Luft überm Rasen nach Umkleidekabine riecht.

Ich bin in der Übungsgruppe der Offense Liners gelandet. So redet man hier: Offense, Defense, Receiver. Die Offense Liners räumen beim Angriff den Gegner aus dem Weg. „Ihr müsst eure Blocktechnik verbessern!“, ruft der Trainer. Zwei Spieler halten mannshohe Schaumstoffblöcke hin. Wir knien nieder, schmeißen ruckartig unsere Becken nach vorne und werfen uns in den vermeintlichen Gegner. „Aus der Hüfte explodieren!“, brüllt der Trainer. Sieht albern aus, wie viele Übungen hier, ist aber wohl gesund: Noch tagelang spüre ich Muskelgruppen, von deren Existenz ich nichts geahnt hatte. Fühlt sich irgendwie gut an.

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