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Die US-Botschaft in Berlin. Ein Horchposten im Zentrum der Hauptstadt der Spione.

© dpa

Vom Kalten Krieg bis zur NSA: Berlin, Hauptstadt der Spione

Im Kalten Krieg war Berlin die Hauptstadt der Spione. Heute weiß man kaum noch, wer gegen wen spioniert. Dabei scheint die Stadt ihren alten Status zurückzuerobern: Berlin, ein riesiger Horchposten.

Im Kalten Krieg war Berlin die Hauptstadt der Spione, und die Verhältnisse waren angenehm klar. Die Russen waren die Bösen mit Schlapphüten und Ledermänteln. Die Freiheit beschützten damals – nicht nur aus Sicht vieler West-Berliner – die Amerikaner, das waren die Guten mit den Westernhüten und den Bolo Ties. Manchmal wurden sie auf der Glienicker Brücke ausgetauscht.

Inzwischen ist die Welt komplizierter geworden. Man weiß nicht mehr so richtig, wer gegen wen spioniert und wofür das alles gut ist. Schriftsteller müssen sich fragen, ob es überhaupt noch politisch korrekt ist, Spionageromane zu schreiben. Dabei böte es sich an, nun da sich das wiedervereinigte Berlin den alten Status neu zu erobern scheint. Das Herz Europas, ein riesiger Horchposten. Da wird noch manche Enthüllung folgen, andere Länder werden sich ja nicht lumpen lassen und wenigstens mit einem kleinen Satellitenohr am großen Berliner Spionage-Jahrmarkt teilhaben wollen. Es ist alles also gar nicht mehr so einfach wie in jenen doch so viel schrecklicheren Zeiten, als die Mauer noch stand.

Deren Überreste wollen zwei Amerikanerinnen am Potsdamer Platz besichtigen. Sie sitzen in der S-Bahn, die Mutter blättert im Reiseführer. Ihre gestylte Tochter achtet wortreich darauf, dass sie die Station nicht verpassen. „Potsdamer Platz“ wiederholt sie stetig. „Wir sind fast da.“ Der Zug verlässt die Station „Brandenburger Tor“, da fällt ihr eine Frage ein, die zur Vorbereitung auf die Besichtigung wichtig erscheint. „Also, haben die Amerikaner die Mauer gebaut?“ Die Mutter blättert heftig im Reiseführer. „Nein, ehm, das waren die Russen.“ Glück gehabt.

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