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Vom Schwimmbad zum Friedhof: Zeltplatz Tentstation zieht um: Anwohner fürchten Lärm

Der Zeltplatz Tentstation zieht vom stillgelegten Sommerbad Moabit auf einen Friedhof am Flugfeld Tempelhof. Denn an dem bisherigen Standort soll ein Wellnesstempel errichtet werden.

Der Zeltplatz Tentstation zieht vom stillgelegten Sommerbad Moabit auf einen Friedhof am Flugfeld Tempelhof. Denn an dem bisherigen Standort soll ein Wellnesstempel errichtet werden.

Im Frühjahr 2009 wurde das Gelände der 2006 eröffneten Tentstation vom Liegenschaftsfonds an die Gebrüder Theune, Betreiber des Liquidroms, verkauft. „Jetzt mehren sich die Zeichen, dass dort in naher Zukunft gebaut wird“, sagt Peter Barth, einer der vier Gründer der Tentstation. Die Nacht vom 3. auf den 4. Oktober ist die letzte Möglichkeit, am alten Platz zu zelten.

Die neue Tentstation auf dem St.-Thomas-Friedhof an der Hermannstraße in Neukölln öffnet voraussichtlich Anfang Mai 2012. Das Gelände ist bis 2016 an das Tentstation-Team verpachtet. Danach soll dort ein Park entstehen, als Ausgleich für den Verlust von Grünflächen durch den Weiterbau der A 100.

Der Friedhof ist stillgelegt, vor 30 Jahren wurde hier das letzte Mal bestattet. Die Grabsteine sind abgeräumt, aber die Gebeine der Toten liegen immer noch unter der Erde. Auch entwidmet ist das Gelände nicht, es ist ein offizieller Friedhof der evangelischen Kirche. Ist das nicht pietätlos? Jürgen Quandt, Geschäftsführer des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte, dem der Friedhof gehört, sagt: „Zur Zeit werden hier Kampfhunde abgerichtet und Besucher bedroht. Es gibt Alkohol, Drogen und Hundekacke, das ist doch viel pietätloser.“ Quandt freut sich auf die temporäre Nachnutzung, er hofft, dass sie den Friedhof befriedet. Auch andere Projekte wie Gemeinschaftsgärten könnte sich Quandt dort vorstellen.

Der Friedhof umfasst über sechs Hektar, das ist das Dreifache der bisherigen Tentstation. Selbst wenn noch weitere Nutzungen angesiedelt werden, gibt es doch um einiges mehr Platz als früher. Dafür werden nächtelange Feiern wohl nicht möglich sein. Auf einer Informationsveranstaltung haben Anwohner bereits die Befürchtung geäußert, dass Lärm und Müll vom Campingplatz in ihr Wohnumfeld dringen. Ebenfalls kritisch sehen den Umzug einige Hundehalter aus der Neuköllner Nachbarschaft. Ihnen geht ein Auslaufgebiet verloren. Bisher war die Tentstation zwar für jeden offen und kostete keinen Eintritt, aber das wird sich wohl ändern. Nicht jeder, der freiwillig auf Leichen schläft, tut es auch auf Hundehaufen.

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