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Berlin: Vom Zufall und der Gnade Gottes

Ein Besuch in der Evangelisch-koreanischen Missionsgemeinde Berlin

Was man aus dem Gottesdienst mitnehme, wollte Eun-Seon Han wissen. Er ist der Pfarrer der Evangelisch-koreanischen Missionsgemeinde Berlin. Nach dem gestrigen Sonntagsgottesdienst konnte man nur dankbar dafür sein, hier gelandet zu sein – auch wenn einen der Zufall geleitet hatte. Er bescherte einem ein Gottesdiensterlebnis, das von positivem Denken und Fühlen, Freundlichkeit und familiärer Zusammengehörigkeit geprägt war. Und einem ursprünglichen Glauben an Gott, der sich nicht in einstudierten Worten erschöpft, sondern auch in Taten – betete die Gemeinde doch nicht nur innig für das Wohlergehen ihrer Mitglieder, sondern auch derer, denen es in der Welt nicht so gut geht.

Vor allem die nordkoreanischen Brüder und Schwestern erfahren die Unterstützung der Missionsgemeinde, die es seit 1978 gibt. Pfarrer Eun-Seon Han lebt mit seiner Frau Eun-Sook Han seit 20 Jahren in Berlin. Hier vollendete er sein Theologiestudium mit Promotion.

Der sonntägliche Dienst an Gott zeigte sich gestern als Teamarbeit. Lange vor Beginn probte schon der Chor und die Musik mit Schlagzeug, Geige und Klavier – koreanische Berliner Musikstudenten ließen den Kirchgang auch musikalisch zu einem Erlebnis werden. Bis es aber soweit war, dass ihre erste Lobpreisung Gottes durch das schlichte Kirchenschiff schallte und die Gemeinde begeistert im Takt klatschen ließ, hatte Ernst Sumpf viel zu richten.

Der Diakon der Evangelisch-koreanischen Missionsgemeinde verteilte die deutsch-koreanisch gedruckte Gottesdienstordnung und Kopfhörer. Er selbst braucht auch einen. Seit 23 Jahren ist er mit einer Koreanerin verheiratet und gehört damit zu den deutsch-koreanischen Familien, die den Gottesdienst per Kopfhörer verfolgen. Der jungen Studentin Kim war es zu verdanken, dass man die Gebete verstehen konnte. Niemand wurde darin vergessen – nicht die Familien, nicht die Studenten, nicht die Kinder und auch nicht die Frau des Pfarrers, damit sie weiterhin Kraft habe, sich für andere einzusetzen. Das koreanische Volk soll Gottes Gnade und Herrlichkeit spüren, sagte Eun-Seon Han. Gnade um Gnade war dann das Thema seiner Predigt – dass Gott uns Gnade schenkt, war deren Quintessenz. Es gehe nicht darum, was wir bekommen könnten, sondern darum, dass Gott da sei.

Der Pfarrer bekam dann doch etwas – eine Geburtstagstorte mit einer Kerze auf dem Tisch vor dem Altar. Der 53-Jährige war eines der acht Geburtstagskinder, die mit einem Ständchen und einer Rose geehrt wurden, bevor im Gemeindesaal gefeiert wurde. Auch die Fremde bekam eine Rose in der Kirche – nicht Zufall, die Gnade Gottes führte sie dorthin. hema

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