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Berlin: Von Dackel bis Dogge: Alle Hunde an die Leine

BERLIN .Künftig sollen Hunde nur noch an der Leine auf die Straße dürfen.

BERLIN .Künftig sollen Hunde nur noch an der Leine auf die Straße dürfen.Der Innenausschuß des Abgeordnetenhauses stimmte gestern für eine Änderung der erst seit November geltenden Hundeverordnung.Nun soll Leinenzwang für alle Hunde gelten, ohne Einschränkung der Rasse.Ausgenommen sind danach lediglich Diensthunde, Rettungshunde und Tiere, die eine Gefahr für Leib und Leben abwehren.Die Leine darf nicht länger als zwei Meter sein.Voraussetzung ist allerdings, daß das Land Berlin ausreichend Hundeauslaufgebiete schafft.Die Bündnisgrünen hatten gefordert, die erst vier Monate alte Berliner Hundeverordnung durch einen Katalog gefährlicher Hunderassen zu ergänzen.Dies ist nun vom Tisch.

Von dem Koalitionsvorschlag wurden die Bündnisgrünen gestern überrascht: "Wir haben das auf den Tisch geknallt gekriegt", sagte deren innenpolitischer Sprecher, Wolfgang Wieland.Aber auch bei der SPD ist die gestern beschlossene Regelung lediglich ein Kompromiß: "Die Diskussion um die Rassen ist bei uns noch nicht vom Tisch", sagte Heidemarie Fischer.Man habe lediglich zugestimmt, weil weder der Koalitionspartner noch die PDS einen Rassekatalog unterstützt hätten, in dem die besonders gefährlichen Hundearten aufgeführt sind.Die notwendigen Mehrheiten für eine Änderung der Hundeverordnung wären demzufolge nicht erreicht worden.

Nach Rücksprache mit dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) sei aber von dort signalisiert worden, daß man sich mit den gestern zur Abstimmung gestellten Regelungen abfinden könne, sagte Heidemarie Fischer.Im VDH sind etwa 17 000 Halter von Rassehunden organisiert, insgesamt gibt es in Berlin rund 120 000 Hundebesitzer.Der Dachverband hat in der vergangenen Woche seine rund 60 Berliner Mitgliedsvereine zu einer Hauptversammlung zusammengetrommelt und ihnen einen Kompromiß vorgeschlagen."Wir beißen in den sauren Apfel Leinenpflicht, dafür verzichtet das Land auf alle Rasseverbote sowie die ganzen komplizierten Regelungen der neu diskutierten Hundeverordnungen", so der VDH-Vorsitzende Rüdiger Kusserow.Außerdem fordere man vom Senat als Gegenleistung "erheblich mehr Auslaufgebiete".Dieser Vorschlag sei "mit großer Mehrheit" angenommen worden.

Skeptisch äußerte sich gestern die Sprecherin des Berliner Tierschutzvereines, Carola Ruff.Der Senat sollte aus ihrer Sicht der neuen Hundeverordnung "erst einmal ein Jahr Probezeit geben".Sanktionen gegen gefährliche Hunde, die schon jetzt möglich sind, sollten konsequent angewendet und Erfahrungen gesammelt werden.Erst danach könne man vernünftig entscheiden, ob verschärfte Auflagen notwendig seien.Sollte der Senat jedoch die generelle Leinenpflicht beschließen, pochen auch die Tierschützer auf erheblich mehr Auslaufgebiete.Carola Ruff: "In jedem Wohngebiet muß es dann eine solche Wiese geben.Und sie muß zu Fuß leicht erreichbar sein."

Der Auslauf ist auch für den Vizepräsidenten der Berliner Tierärztekammer, Hans Wöhrl, "ein springende Punkt".Entschieden wendet er sich deshalb gegen einen Leinenzwang für alle Hunde.Eine solche Auflage verstoße gegen das Tierschutzgesetz und verhindere eine artgerechte Haltung."Es macht die Tiere neurotisch." Ein wohlerzogener Hund laufe am Bürgersteig ständig hin und her und habe auch dadurch Auslauf.Wöhrl: "Die wenigsten Hunde beißen.Anstatt alle zu bestrafen, sollte man bestehende Regelungen konsequent anwenden".

Der Sachkundenachweis über das richtige Halten von Hunden, der verlangt werden kann, wenn das Tier Menschen angefallen hat, soll von den neuen Plänen der Koalition allerdings unberührt bleiben.Allerdings wird in der Gesundheitsverwaltung derzeit ein Gesetzentwurf erarbeitet, daß dieser Nachweis nicht nur - wie bisher - bei den Veterinärämtern der Bezirke abgelegt werden kann, sondern auch Hundevereine und Clubs diesen sogenannten Hundeführerschein abnehmen dürfen.

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