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Berlin: Von Finnland lernen, heißt siegen lernen

PDS-Politiker haben den Pisa-Spitzenreiter besucht und Ideen für Berlins Schulen mitgebracht

Die PDS will „den finnischen Geist in die Parlamente tragen“. Zurückgekehrt von einer Studienreise zu mehreren Schulen des Pisa-Spitzenreiters ist die bildungspolitische Fraktionssprecherin Sieglinde Schaub entschlossen, im Schulgesetzentwurf weitreichende Änderungen durchzusetzen. Insbesondere beim muttersprachlichen Unterricht für ausländische Kinder und bei der Vereinheitlichung der Schulformen sieht sie großen Handlungsbedarf.

„Euphorisch“ seien sie und ihre Parteifreunde aus Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt am Sonntag von der Reise zurückgekehrt, schwärmte Schaub gestern. Weil man es dort schaffe, in einer einzigen Schulform ein hohes Maß an individueller Förderung durchzusetzen. Man spüre, dass die Lehrer um jeden Schüler kämpften. Eine derart hohe Sitzenbleiber- und Durchfallerquote wie in Berlin sei dort undenkbar.

Die PDS-Politiker waren eine Woche lang mit Parteifreunden durch zwei Kindertagesstätten und vier Schulen, unter anderem in Helsinki, gereist – ausdrücklich keine „Vorzeigeschulen“. Sie erlebten Unterricht bei geöffneten Klassentüren und in ruhiger Atmosphäre; Lehrer, die grundsätzlich im Team arbeiten und die Unterstützung bekommen von Assistenten. Sie lernten Schulen kennen, die von 6.30 bis 20.30 Uhr geöffnet sind und den Kindern nicht nur Unterricht bieten, sondern jede Menge Aktivitäten. Sie waren beeindruckt von den vielen Honorarkräften für den muttersprachlichen Unterricht, vom „hochmodernen“ computergestützten Lernen, vom intensiven Lesetraining, davon, dass es keinen Vandalismus gibt.

Etwas vom finnischen Erfolgsrezept möchte die PDS nun ins neue Schulgesetz einfließen lassen. So will sie zwar nicht das gegliederte Schulsystem abschaffen, weil das jetzt nicht durchsetzbar sei. Aber sie will die Lehrpläne derart angleichen, dass die Unterschiede zwischen den Schulformen verschwimmen. Sie will das Probehalbjahr und die Leistungsgruppen in den Grundschulen abschaffen, das Sitzenbleiben stark einschränken. Und sie glaubt, dass die SPD einiges davon mittragen könnte, weil Senator Klaus Böger doch gesagt hat, dass „nach Pisa nichts bleiben kann wie es ist“.

Das aber ist optimistisch gedacht, denn der SPD gehen schon jetzt viele PDS-Forderungen zu weit. Die Verhandlungen zum Schulgesetz dürften noch lange dauern. Schaub hält eine Verzögerung für vertretbar, wenn dabei einige große Schritte Richtung Finnland herauskämen. sve

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