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Berlin: Von Hochhäusern wird weiter geträumt

Die Stadtentwicklungssenatorin hält an Planung für den Alexanderplatz fest, die Investoren suchen Mieter

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hält an den 1993 preisgekrönten Plänen des Architekten Hans Kollhoff für den Alexanderplatz fest: Der Alex bleibe „der richtige Ort für Hochhäuser“, sagte sie am Dienstagabend bei einer Diskussion des Märkischen Presse- und Wirtschaftsclubs zur Zukunft des Platzes.

Bisher sei ein Baubeginn für die 150- Meter-Türme mangels Mietinteressenten nicht absehbar, gab die Senatorin zu. Das ändere aber nichts an ihrer Vision: Langfristig werde sich der Alex zu einer der wichtigsten Einkaufsgegenden Berlins entwickeln und mit neuen Cafés und abendlichen Veranstaltungen auch mehr zum Verweilen einladen.

Schon jetzt stelle sich die Entwicklung „besser als noch vor einem halben Jahr befürchtet“ dar, fand die Senatorin. Schließlich plane C & A nun ein Kaufhaus im leer stehenden Berolina-Haus, und für die Rathauspassagen am Fernsehturm gebe es nach dem Absprung von Wal-Mart endlich doch einen Hauptmieter: Im Juli will dort eine Autoteilehandlung einziehen. Gute Aussichten für den Shopping- Standort gibt es auch durch die laufende Modernisierung des Kaufhof-Warenhauses und den Baubeginn für das Einkaufscenter „Alexa“ des portugiesischen Investors Sonae. Beide Projekte sollen 2006 abgeschlossen sein.

Die Wohnungsbaugesellschaft Degewo prüft unterdessen, ob der Alex auch für Wohnungsbau geeignet sein könnte. Denkbar sei ein „betreutes Wohnen“ der gehobenen Kategorie, das vor allem für ältere Menschen attraktiv wäre, sagte Degewo-Vorstand Thies-Martin Brandt. Sozialer Wohnungsbau komme dagegen nicht in Frage, weil es dafür keine Zuschüsse gebe. Noch seien die Überlegungen der Degewo allerdings im Anfangsstadium, so Brandt. Senatorin Junge-Reyer sprach sich für einen Wohnanteil aus, damit es „nach 20 Uhr keine tote Stadt gibt“.

Durch Alfred Döblins Buch „Berlin Alexanderplatz“ und die Fassbinder-Verfilmung „ist der Alex im Ausland der bekannteste Platz Berlins“, sagte Geschäftsführer Eugen von Lackum von der Firma TLG Immobilien. Zu den Stärken des Standorts zählte er auch die sehr guten Verkehrsverbindungen. Das Sonae-Center werde bald ein starker Konkurrent für den Einzelhandel in den modernisierten Altbauten im TLG-Besitz auf der Ost-Seite des Platzes sein. Dies sei jedoch eine normale Entwicklung, die TLG verlange keinen Schutz vor Wettbewerbern. Die beiden Investorenvertreter bestätigten auch, dass weder die Degewo noch die TLG bisher potenzielle Mieter für ihre Hochhäuser gefunden haben. Die Verwirklichung der Projekte bleibe deshalb offen.

Zumindest mit dem Bau der so genannten Sockelgeschosse, auf denen später einmal Hochhaustürme stehen könnten, müssen die privaten Investoren am Alex jedoch im Frühjahr 2006 beginnen. Gemäß der städtebaulichen Verträge mit dem Senat würden andernfalls Strafgelder in Millionenhöhe fällig. Noch hat allerdings keiner der Investoren einen Bauantrag für ein Sockelgeschoss gestellt. Die US-Immobilienfirma Hines hatte 2004 angekündigt, voraussichtlich im Frühjahr 2005 mit dem Bau zu beginnen. Gestern teilte die deutsche Niederlassung jedoch auf Nachfrage mit, dass die Suche nach Mietern noch andauere.

Beim Park-Inn-Hotel steht erstmals eine Fassadenrenovierung bevor: Im Laufe dieses Frühjahrs sollen die Arbeiten an dem Vier-Sterne-Haus mit mehr als 1000 Zimmern beginnen. Innen war das 34 Jahre alte Hotel bereits zwischen 2001 und 2004 modernisiert worden.

Von der geplanten Umgestaltung des Alexanderplatzes selbst durch die Stadtentwicklungsverwaltung verspricht sich Senatorin Junge-Reyer vor allem ein leichteres Überqueren der Straßen, die zum Teil schmaler werden. Es entstehe jedoch „kein kuscheliger Platz mit Blumenrabatten“, stellte sie klar. Der Alex müsse ein „großstädtisches“ Gesicht haben.

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