zum Hauptinhalt
Kulturvermittler. Paul Smiths Ankunft in Berlin wurde von der beginnenden Coronakrise überschattet. 

© promo

Von Jakarta nach Berlin: Paul Smith ist neuer Direktor des British Council

Der 63-Jährige beginnt seine Amtszeit mitten in der Coronakrise. Er will die Zusammenarbeit zwischen akademischen und künstlerischen Institutionen festigen.

In seinen 37 Jahren hat der neue Direktor des British Council in Berlin – dem Äquivalent des Goethe-Instituts – in zwölf Ländern gelebt. Eine so aufregende Ankunft wie in Berlin hat Paul Smith aber noch nicht erlebt. Er landete gewissermaßen auf den letzten Drücker und sogar etwas zu früh an der Spree, um seiner Vorgängerin Rachel Launay zu folgen, die nach Italien versetzt wurde.

Von seiner letzten Station in Jakarta ging es ohne Umweg über sein Heimatland direkt zum neuen Posten. Allerdings musste er unterwegs noch bangen, ob er wegen der Coronakrise überhaupt würde herkommen können. Auf Intervention des deutschen Botschafters in Jakarta und des britischen Botschafters in Berlin konnte er von der Zwischenstation Doha aus schließlich doch weiterfliegen nach Berlin. Große Erleichterung.

Nur seine 30 Mitarbeiter konnte er noch nicht persönlich kennenlernen, und auch mit dem britischen Botschafter Sir Sebastian Wood hat er erst zweimal im Rahmen einer Videokonferenz gesprochen.

Die Ungeduld, endlich loslegen zu können, merkt man dem 63-jährigen Kulturmanager selbst am Telefon an. Eigentlich ist er es gewohnt, Programme tatkräftig, zur Not auch mal unkonventionell durchzuziehen. In Afghanistan habe er geholfen, die Zivilgesellschaft wieder aufzubauen und Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen, erzählt er.

Den Menschen im heutigen Myanmar hat er Zugang zu englischer Literatur ermöglicht, als die Briten samt ihren Bibliotheken eigentlich das Land verlassen wollten. Auch in Nordnigeria, Ägypten und in den USA hat er die britische Kultur vermittelt als Repräsentant des 1934 gegründeten British Council.

Kultur verbindet

Ausdrücklich ging es ihm nie darum, nach dem Prinzip der „Public Diplomacy“ Menschen für sein Land einzunehmen, sie dazu zu bringen, Großbritannien zu mögen. „Der erste Schritt ist doch Austausch. Dass man einander kennenlernt“, sagt er. Das führe dahin, dass man sich verstehe und vertrage.

[Behalten Sie den Überblick: Corona in Ihrem Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

Paul Smith glaubt sehr an die verbindende Kraft der Kultur. Wo sich Menschen austauschen über ihre Herkunft und ihre Werte, über Glaubensfragen und kulturelle Besonderheiten, wie die Einstellung zur Natur, kommen sie einander auch näher. In einer globalen Welt gehe es immer um echte Partnerschaft.

Die Anschläge vom 11. September auf das World Trade Center haben nach seiner Beobachtung der Kultur gegenüber der Politik einen entscheidenden Bedeutungsschub gegeben. Vorher sei die Kultur eher marginal gesehen worden. Der Austausch über Zugehörigkeit und Identität sei seitdem viel wichtiger geworden.

„Plötzlich ist Europa eine Herausforderung für Großbritannien“

Nach Europa wollte er bislang eigentlich nie versetzt werden. Das hat der Brexit geändert. „Plötzlich ist Europa eine Herausforderung für Großbritannien.“ Das hat ihn gereizt. Er ist sich der Wunden, die durch den langen Prozess geschlagen worden sind, sehr bewusst. „Man kann seinen Kontinent nicht verlassen“, sagt er und ist überzeugt, dass viele Menschen das auch gar nicht wollen.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Umso wichtiger ist es ihm, die Zusammenarbeit zu festigen zwischen akademischen und künstlerischen Institutionen. In Berlin will er sich nun schwerpunktmäßig um die Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Deutschen Akademischen Außendienst, den Universitäten, dem Goethe-Institut bemühen.

Als der Theater-Fan 1989 schon mal drei Monate lang in der Stadt war, hat er „Richard III.“ und „King Lear“ nach Ost-Berlin, Dresden und Leipzig gebracht. Auch am Tag der Einheit im Oktober 1990 war er in Berlin.

Nun lernt er auf langen Spaziergängen mit seiner Frau Viveka den Tiergarten kennen. Und er hat Zeit, seine Doktorarbeit zu beenden, die er vor 40 Jahren begonnen hat. Es geht um Shakespeare und darum, wie erst das Publikum einem Stück Leben einhaucht.

Er ist ein Fan von John Wood, dem verstorbenen Vater des britischen Botschafters Sir Sebastian Wood, der ein großer Shakespeare-Schauspieler war. Paul Smith freut sich darauf, dem Botschafter das endlich persönlich zu erzählen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false