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Berlin: Von Köchen und Computern

Justiz-Software extra entwickelt – dabei gibt es längst mehrere

Es gibt sie natürlich schon längst, aber Berlin hat es lieber noch einmal selbst entwickelt: ein Computer-Programm für die Gerichte. Etwa 1,5 Millionen Euro hat AULAK (Automation Landes-, Amts- und Kammergericht) gekostet. MEGA hätte es sicherlich günstiger gegeben, denn mit dem Programm wird bereits in Brandenburg, Thüringen und Schleswig-Holstein gearbeitet. In Bayern heißt die Lösung BAYTECH, in Baden-Württemberg JUSTUS, in Nordrhein-Westfalen JUDICA, in Mecklenburg-Vorpommern ARGUS… „Es ist schon erstaunlich, dass angesichts der knappen Kassen das Rad immer wieder neu erfunden wird“, sagt Wolrad Rube von „Dahm Datensysteme“, dem Erfinder von JUDICA. Bevor sich die Berliner Justiz für ihr AULAK-Programm entschieden hat, informierten sich die Spezialisten in Brandenburg, wo seit sieben Jahren mit MEGA gearbeitet wird. Die Unterschiede zwischen MEGA und AULAK seien eher philosophischer Art, sagt Rube. Es sei deshalb „erstaunlich“, dass auch Berlin auf einer eigenen Lösung bestand. „Wenn die beiden Länder fusionieren, hat man dann vier unterschiedliche Systeme.“ Denn AULAK ist, wie berichtet, nur für die Gerichte konzipiert worden. Die Staatsanwaltschaft, die seit Februar komplett auf Computer umgeschaltet hat, arbeitet mit einem anderen System. Derzeit wird das Amtsgericht Tiergarten umgerüstet. Die Koordination bereitet aber Probleme, da die beiden Programme bislang nicht kompatibel sind. „An einer Schnittstelle wird derzeit gearbeitet“, sagt Justizsprecherin Andrea Boehnke.

Nach Rubes Angaben ist die Behördenkrämerei keine Berliner Spezialität. Bislang habe es kein Bundesland geschafft, ein gemeinsames Programm für Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte zu konzipieren. In Brandenburg sind die Gerichte und Staatsanwälte bis heute nicht vernetzt. In Nordrhein-Westfalen suchen die Experten derzeit wie in Berlin nach einer Schnittstelle. Der elektronische Rechtsverkehr mit der Akte im Netz wäre technisch längst machbar, sagt Rube. „Aber bislang scheitert es an der Kleinstaaterei in Ländern und Behörden.“

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