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Von Ost nach West: Besser-Ossi

Heinrich Sander wünscht sich manchmal was Großes, Goldenes aus’m Westen.

Ich bin Berliner – ob West oder Ost, sollte heutzutage keinen mehr interessieren. Die Unterschiede sollten mittlerweile allemal verschwunden sein. Wir sind eine geeinte Nation, ein geteiltes Deutschland existiert nicht mehr. Ganz Berlin ist mein Kiez.

Aber ist es wirklich so? Sind alle Gedanken daran verschwunden, stehen wir alle gemeinsam mit gleichen Voraussetzungen da? Ich denke nicht.

Wer nach dem Mauerfall geboren wurde, hat die Unterschiede zwischen DDR und BRD nicht mehr erlebt. Aber wir haben ja noch die Personen, die uns am meisten beeinflussen: unsere Erziehungsberechtigten. Und wo sind die aufgewachsen? Im geteilten Deutschland. Vorurteile und Meinungen, die sie als Ossi oder Wessi gesammelt haben, können sie nicht einfach so ablegen, und dadurch ist meine Generation eben doch davon beeinflusst.

So sehr man sich auch Mühe gegeben hat, vorurteilslos zu erziehen – das Ost- oder West-Gen kommt doch immer durch. Was wünsch ich mir zu Weihnachten? „Was Großes, Goldenes aus’m Westen.“ Diese Formulierung wurde mir, dessen Eltern aus dem tiefsten Osten kommen, eingefräst. Im Übrigen sind wir Ossis natürlich wesentlich besser als die bonzigen Wessis.

Dieses „Wir“ hat aber gar keinen Sinn. Ich will weder Ost- noch Westkind sein. Ich bin, wie gesagt, Berliner.

Der Autor ist 16 Jahre alt und war Redaktionsmitglied von „Gemeinsam 23“. Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz Deutschland haben diese Zeitung zum Tag der Deutschen Einheit gemeinsam gestaltet, dieser Text erschien dort in einer längeren Fassung. Die Zeitung ist abrufbar unter: www.tagesspiegel.de/einheitszeitung

Heinrich Sander

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