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Berlin: Von Panik keine Spur

Die Zugführer haben beim Brand am Anhalter Bahnhof Schlimmeres verhindert Gestern hat die S-Bahn deshalb sieben ihrer Angestellten ausgezeichnet

Erst hat Olaf Köhr (33) noch selbst versucht, den Brand am Anhalter Bahnhof zu löschen. Der Zugführer schnappte sich einen Feuerlöscher, rannte über den Bahnsteig zum letzten Waggon, arbeitete sich durch den Qualm, sprühte und schäumte – vergebens. „Da wurde die Sache wirklich beunruhigend“, sagt Köhr. Er war es, der seine Fahrgäste dann zur Treppe und nach draußen führte. An die frische Luft.

Mutig, beherzt, entschlossen, vorbildlich – so charakterisiert Günter Ruppert, Geschäftsführer der S-Bahn, seine Leute, wenn er über die knapp verhinderte Katastrophe am vergangenen Dienstag spricht. Gestern hat die S-Bahn sieben Angestellte für ihr beherztes Eingreifen ausgezeichnet: Getragene Musik schallt am Donnerstag durch die Halle des Nordbahnhofs, als die Retter durch das Spalier der Fotografen laufen und dann, in der Hand einen Blumenstrauß, vor einer weißen Leinwand zusammenrücken. Doch offenbar haben nicht alle den Schock so gut wie Olaf Köhr verkraftet. Seine Kollegin, die an dem verhängnisvollen Morgen die Aufsicht auf dem Bahnsteig führte, bricht bei der Ehrung zitternd und weinend zusammen.

Es war 7.04 Uhr als Köhrs Zug am Dienstag mit dem qualmenden Waggon im Anhalter Bahnhof hielt. Wenig später fuhr am Potsdamer Platz Mario Märtins (35) mit seinem Zug los, bis ihn ein rotes Signal stoppte. Eine unheimliche Situation: „Es roch angebrannt und war dunstig im Tunnel.“ Als der Qualm immer dichter wurde und auch noch der Strom ausfiel, wartete Märtins nicht auf weitere Anweisungen: Der sechsfache Vater lief den Zug ab, sammelte seine rund 30 Fahrgäste ein und führte sie über den Notausgang nach oben. Von Panik keine Spur, sagt Märtins. „Manche haben sogar ihre Fahrräder mitgenommen.“ Da stand auf dem Bahnsteig der Waggon bereits in hellen Flammen. Einer der Fahrgäste sagt, dass Köhr trotzdem „total cool“ reagiert habe. Der aber winkt bescheiden ab. „Innerlich sah das ganz anders aus.“

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