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Auch der Chef der Berlinale äußerte sich besorgt über die Pläne des US-Präsidenten Trump.

© Michael Kappeler/dpa

Von Tag zu Tag: Abschottung in den USA: Trumps Trauerspiel

Trump, die Berlinale und ein iranischer Film bei den Oscars. Unser Autor freut sich über Berlins Anti-Trump-Kurs.

Erst Müller, jetzt Kosslick: Berlin, nun traue dich! Am Freitag hatte der Regierende Bürgermeister Donald Trumps Mauerpläne an den Erfahrungen seiner ehemals geteilten Stadt gemessen und als "Irrweg von Abschottung und Ausgrenzung" gegeißelt. Am Sonntag wiederum nahm sich der Berlinale-Chef den Mann im Weißen Haus vor, ausgelöst durch die Frage nach den "sehr vielen Filmen mit sehr ernsten Themen", die das Festival diesmal biete: "Der Punkt ist: Je lauter das Geschrei aus dem Oval Office in Washington ist, desto nachdenklicher sollten wir werden mit dem Echo auf das, was jetzt passiert. Das Geschrei verdeckt nur, dass in Wahrheit eine unglaublich restaurative Politik installiert wird – gegen Umweltschutz, gegen ethnische Minderheiten." Dass diesmal nur ein US-Film im Wettbewerb gezeigt werde, sei aber Zufall.

Aus Iran dagegen ringt diesmal gar kein Film um einen Bären, sicher auch nur Zufall. Vor zwei Jahren war das anders, da gewann Jafar Panahi mit "Taxi" den Goldenen Bären, musste als Vertretung aber seine kleine Nichte und Darstellerin Hana Saedi schicken. Er selbst war in Iran mit mehrjähriger Haftstrafe und Arbeitsverbot belegt, eine Reise nach Berlin blieb da ausgeschlossen.

Das hat mit Trump mehr zu tun, als man sich damals hätte vorstellen können. Denn auch in den USA steht eine Preisverleihung an, mit einem iranischen Regisseur als aussichtsreichem Kandidaten. Mit "The Salesman" ist Asghar Farhadi für einen Oscar in der Kategorie "Bester ausländischer Film" nominiert. Ob er an der Zeremonie teilnehmen wird, steht aber in den Sternen. Nach dem von Trump verhängten Einreisestopp unter anderem für Iraner hat sich die Oscar-Akademie bereits "extrem besorgt" gezeigt. Zwar bestritt Farhadis Büroleiter, dass der Regisseur vom Einreiseverbot betroffen sei. Dieser lebt abwechselnd in Paris und Teheran, hat entweder einen französischen Pass oder dauerhaftes Aufenthaltsrecht. Aber Farhadi erwägt nun selbst, die Oscar-Feier aus Protest zu boykottieren. Eine unklare Lage alles in allem, eines aber ist sicher: Ein Trauerspiel!

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