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Berlin: Von Tag zu Tag: Abwarten!

Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass uns alles Kommende, auch wenn es dann unversehens anders kommt, auf den Prozentpunkt vorher verkündet wird. Uns wird systematisch ausgetrieben, abwarten zu können.

Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass uns alles Kommende, auch wenn es dann unversehens anders kommt, auf den Prozentpunkt vorher verkündet wird. Uns wird systematisch ausgetrieben, abwarten zu können. Wenn mir von Meinungsforschern vorher gesagt wird, was ich am Wahltag entscheiden werde, erübrigt sich noch lange nicht mein Urnengang. Ganz im Gegenteil! Beim Wetter zu Weihnachten wirbeln die Vorhersagen mehr als die Weißröckchen.

Schauen wir uns nur mal die Prozente an, die uns zur "weißen Weihnacht" um den zweiten Advent herum zugewirbelt wurden: Am Freitag nur vage 25 Prozent Wahrscheinlichkeit, am Sonnabend 70, am zweiten Advent 50, tags drauf wieder 70, am Dienstag 80 und am Mittwoch verkündigten die Nachrichtenagenturen die allfällige Weihnachtsbotschaft: zu 90 Prozent werde es eine "weiße Weihnacht" geben. Darauf haben sich natürlich alle Händler einzustellen, die mit dem Schnee von morgen ihre Geschäfte zu machen hoffen. Ein riskantes Unternehmen im wetterwendischen Berlin.

Abwarten aber bildet mit Zuversicht und Vorfreude einen vollen Dreiklang. Soll uns da die Möglichkeit einer Enttäuschung über das Ausbleiben hochprozentig verheißenen Weißes diesen Dreiklang verderben? Na, sehnse. Lasst uns einen Unterschied machen zwischen Rätselraten und Vorhersage. Das Rätselraten sei ein Spiel, die Vorhersage ist verwegenes Wagnis. Es gibt eine einzig zutreffende Voraussage: Wenn in Berlin die ersten drei Flocken tanzen, dann heißt es "Schneechaos!" Dann wird unsere ureigenste Bewegungsfreiheit im Auto gefährdet. Aber das kommt erst, wenn die Natur ihre Weihnachtspflicht dreist übertreibt.

Ekkehard Schwerk

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