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Von Tag zu Tag: Anno Haushalt

Ulrich Zawatka-Gerlach erinnert sich an alte Parlamentariersitten

Hoch die Tassen! Mit einem kleinen Umtrunk begossen die Parlamentarier der Koalition nach Mitternacht den Haushalt 2010/11, den sie in der Nacht zum Freitag beschlossen hatten. Von der CDU bis zu den Linken waren alle heilfroh, dass die Tortur der parlamentarischen Etatberatung ein Ende fand. Schon am frühen Abend drückten sich die gelangweilten Abgeordneten im Kasino herum, bei Würstchen, Kaffee und Bier, und sie beschimpften sich gegenseitig, weil kein Kollege bereit war, auf seine Rede zu verzichten. Erst um Mitternacht hatten alle zu allem etwas gesagt. Aber die Parlamentarier des 21. Jahrhunderts können froh sein, dass sie nicht in den achtziger Jahren an den Haushaltsdebatten teilnehmen mussten. Damals palaverten die Volksvertreter drei tolle Tage über den Etat, einige waren so fertig, dass sie ihre Rede zum Einzelplan XY, Kapitel Dingsda, Titel Bummsda, mithilfe von mindestens 2,5 Promille hielten. Andere schliefen längst und der Fernseher im Kasino wurde heimlich auf Fußball umgestellt. Da strahlte Politik noch einen Hauch von Menschlichkeit aus.

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