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Von Tag zu Tag: Atemlos

Andreas Conrad sieht in seiner Lunge kein Organ der Freiheit

Öffentliche Lungentests haben in Berlin Tradition. Einen erlebte der Schweizer Max Frisch beim ersten Besuch in der Stadt 1935: „Auch ich lasse meinen Lungeninhalt messen, blase mit aller Kraft und bringe den Zeiger ordentlich über den Männerdurchschnitt, worauf mir eine nebenstehende Dame anerkennend sagt: Bravo, der junge Herr darf zur Reichswehr!“ Nun sind die Lungenärzte, die sich derzeit zum Kongress in Berlin versammelt haben, kaum daran interessiert, beim Einheitsfest auf der Straße des 17. Juni die Wehrtüchtigkeit der Besucher zu testen. Am „Freier Atmen in Deutschland“ aber schon, so heißt ihre Aktion dort, bei der an 18 Stellen die Atemfunktion gemessen wird. Das Lungenvolumen quasi als Indiz von Liberalität, da muss man tief durchatmen, um den Gedanken richtig genießen zu können, vielleicht bei einer Zigarette, die den „Geschmack von Freiheit und Abenteuer“ verspricht. Aber bloß nicht auf Lunge!

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