zum Hauptinhalt

Von Tag zu Tag: Ausgerechnet

Lothar Heinke wundert sich kurz vorm Jahr des 25. Mauerfall-Jubiläums.

Jedes Jahr hat seine runden Jahrestage, die, je weiter man sich von ihnen entfernt, zu Gedenktagen werden. 2014 – in fünf Wochen! – beginnt das Jubiläumsjahr zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Vier Jahre sollte es dauern, bis Frieden war. Dann 1939: Vor 75 Jahren entfesselte Deutschland den Zweiten Weltkrieg, der nach sechs Jahren ein europaweites Trümmerfeld hinterließ. Und ein geteiltes Deutschland. Bis 1989, also vor 25 Jahren, eine friedliche Revolution im Osten der Teilung ein Ende setzte. Das wird gefeiert werden im Land, besonders in Leipzig, wo der Mut und die Entschlossenheit Tausender den Staat in die Knie zwang. In Berlin kochte die Volksseele nicht minder, und als die Leute die Mauer stürmten, war eines klar: Der Staat war an sich selbst, an der Unzufriedenheit und den Forderungen der Bürger gescheitert. „Unsere Menschen“ hatten ein hohles Gebilde unterminiert, es krachte zusammen. Vieles, was dazu geführt hat, ist dokumentiert, nicht nur in den Stasi-Akten, sondern in den Aktivitäten der „anderen DDR“, der Bohleys, Havemanns und Heyms. Die Zeugnisse des Widerstands werden in Archiven wie dem der Robert-Havemann-Gesellschaft bewahrt, sie sind das Gedächtnis der friedlichen Revolution. Dass ausgerechnet jene, die mithalfen, die DDR zu Fall zu bringen, Bittbriefe schreiben müssen, damit ihre Erinnerungen und ihre Existenz gesichert bleiben, ist nahe einem Skandal. Ja, es geht seinen Gang. Aber ohne Geld geht auch hier so gut wie gar nichts. Seite 14

Zur Startseite