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Von Tag zu Tag: Cool bleiben

Andreas Conrad hat noch nie Brad Pitt auf der Straße beachtet

Dem alten Fritz verdanken wir den oft zitierten Satz: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden.“ Diese Mahnung ist 271 Jahre alt, bezog sich zunächst aufs Religiöse, ist aber ausgesprochen vielseitig und hochmodern, wie gerade dieser Tage zu sehen ist. „Jeder soll nach seiner Façon Star sein“, so lautet die aktuelle Version – man kann auch sagen: „Alles zu seiner Zeit.“ Die eine ist die am roten Teppich, dem dafür vorgesehenen Ort, Filmhelden zuzujubeln, zu kreischen, ihnen Autogrammkarten und Handykameras entgegenzurecken, und das tut das Publikum, das bei der Berlinale ohnehin eine größere Rolle spielt als bei jedem anderen Filmfest weltweit, mit anhaltender Begeisterung. Die andere Zeit ist der Alltag, die zufällige Begegnung auf der Straße, in der U-Bahn, im Restaurant. Anderswo haben die Fans da kaum Hemmungen, sich als Freizeit-Paparazzi zu gebärden, in Berlin aber – das stand jetzt im „Hollywood Reporter“, das bestätigen auch seit langem die hiesigen PR-Betreuer der Stars – macht man sich ungern zum Affen, gibt sich cool, als liefen einem die Promis jeden Tag dutzendfach über den Weg. Jeder darf eben von Berlins Toleranz profitieren, und heiße er selbst Brad Pitt.

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