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Von Tag zu Tag: Da nich für

Thomas Lackmann versteht echten Dank auch ohne viele Worte.

Liebe Wählerinnen und Wähler, ob mit der Erst- oder mit der Zweitstimme (oder beides),

wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir in der Woche nach der Wahl etwas weniger Zeit für Sie hatten. Wir, die zum Glück noch im Bundestag vertretenen und an Ihrer politischen Willensbildung unverzichtbar mitwirkenden Parteien, sind momentan so sehr mit eigener Identitätspolsterung, Grabenkämpfen oder dem Wundenlecken beschäftigt, dass dahinter sekundäre Aufgaben wie die Gestaltung von Deutschlands Zukunft und das Abräumen hauptstädtischer Wahlplakate zurücktreten müssen.

Bestimmt fällt Ihnen in diesem Zusammenhang auch auf, dass Sie diesmal kaum unsere liebgewonnenen, ganz persönlich angepappten Danke-Kleber entdecken können, mit denen wir Ihnen als Souverän gewöhnlich Ihr wichtiges Votum quittieren – abgesehen von ein paar CDU-Plakaten in Randbezirken und vom Homepage-Dank des durch die Linke überflügelten Lichtenberger SPD-Kandidaten („Am Ende hat es leider nicht gereicht“). Aber sehr gerne dürfen Sie gelegentlich am Willy-Brandt-Haus vorbeischauen und sich dort das im Schongang waschbare, nachhaltig wieder verwendbare, rotlila Transparent ansehen: „DANKE FÜR IHRE STIMME.“ Punkt.

Damit sollten wir es allerdings diesmal bewenden lassen.

Sie haben, ehrlich gesagt, bei diesem unkomfortablen Ergebnis von uns, den mit allen Kräften bis zum letzten Schnaufer leidenschaftlich kämpfenden Parteien, mehr große emotionale Gesten nicht verdient. Manchmal vermitteln Sie uns sogar den Eindruck, dass wir Ihnen auf die Nerven gehen; nur weil wir uns ein bisschen sorgen, wo wir eigentlich künftig noch selbst bleiben sollen bei so blöden Mehrheitsverhältnissen. Das ist nicht besonders nett von Ihnen.

Deshalb entfällt diesmal unser als vierstimmige Acapella-Hymne geplantes „Danke für diese schönen Wahlen“-Video und auf dem Transparent, siehe oben, das emphatische Ausrufungszeichen. Sie kennen doch die coolen „Danke.“-Schilder der Toilettenfrauen? Die erfüllen ja auch ihren Zweck.

Mit sehr sehr herzlichen Grüßen

Ihre ziemlich enttäuschten, aber laut Verfassung immer noch wichtigen Bundestagsparteien (Kiez-Klebekommando)

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