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Von Tag zu Tag: Fast wie in Rio

Gerd Nowakowski freut sich auf einen neuen Berg in Berlin

Der Berliner liebt die Berge – deswegen gibt es an der Spree auch die größte deutsche Sektion des Alpenvereins. Wen überrascht also, dass ein Entwurf für die Gestaltung des Tempelhofer Flugfeldes gewinnt, der mit einem veritablen Berg aufwartet? Sechzig Meter hoch und obendrauf eine Figur. Nun gut, der Zuckerhut in Rio de Janeiro ist höher, und obendrauf steht auch noch Jesus. Schwer zu toppen. Die Berliner werden es nur zu Alexander von Humboldt bringen, der von der Spitze übers Land blickt. Mancher meint im Gewinnerentwurf freilich Bruno Ganz zu erkennen, der einst als Engel über Berlin schwebte und sich im Film mit der Siegessäule als Ersatzrastplatz begnügen musste. Hauptsache hoch hinaus, das beseelt die Berliner. Deswegen haben sie aus dem Kriegsschutt praktischerweise selber ihre Berge gebaut – etwa die Trümmerberge am Friedrichshain und den Teufelsberg. Der Berg auf dem Tempelhofer Feld kann also nur ein Publikumserfolg werden. Woraus man einen solchen Berg baut? Vielleicht aus dem Abrissschutt jener Billigarchitektur, über die sich die Berliner derzeit aufregen. Dann brauchen wir nur genügend Trümmerfrauen.

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