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Von Tag zu Tag: Feier frei

Bernd Matthies wundert sich über antiquierte Beamtenprivilegien

Lange ist es her, dass der West-Berliner öffentliche Dienst als weltgrößte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nach Weisungen der Gewerkschaft ÖTV geführt wurde. Heute blitzt der kalte Stahl der Effizienz in den Büros, die Ärmelschoner sind Stechuhren gewichen und stures Herumhocken flinkem Servicedenken. Oder nicht? Wir erfahren jetzt, dass es bislang in Berlin üblich war, die Finanzbeamten durch einen freien Tag zu entschädigen, wenn sie am Vorabend an einer Betriebsfeier teilgenommen hatten. Das verfügte der jeweilige Vorsteher einfach, ungeachtet aller Klagen über unbearbeitete Aktenberge.

Nun betraf der letzte bekannt gewordene Fall ausgerechnet das Fahndungsamt, dessen verlängertes Wochenende vermutlich keinem Bürger unangenehm aufgefallen ist. Dennoch: Dass so etwas gerade im Hause Sarrazin möglich war, lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass auch in anderen Verwaltungen noch ähnliche Restbestände der Ärmelschoner-Ära gammeln. Und das wäre jedenfalls kein Grund zum Feiern.

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