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Ampelmädchen

© dapd

Von Tag zu Tag: Frauenbild

Bernd Matthies über die Ampelfrau in Teltow und ihre großen Aufgaben.

In Zwickau, Dresden und Fürstenwalde ist die Sache gut gegangen, in Teltow nicht mehr. Die Ampelfrau, letzter Schrei in Sachen Gendering, hat Anstoß erregt am Berliner Stadtrand. Bekanntlich wird man zur Ampelfrau nicht geboren, sondern von den gesellschaftlichen Verhältnissen zu einer solchen gemacht – aber trägt frau dann Rock und Zöpfe? Diese junge Dame, eher ein Mädchen, vermittle kein zeitgemäßes Frauenbild, hieß es kritisch bei den Teltower Stadtverordneten.

Daran klingt vielerlei seltsam, vor allem die Idee, dass es die Aufgabe einer Fußgängerampel sei, ein zeitgemäßes Frauenbild zu vermitteln. Der Ampelmann mit Hut schafft das für den Mann auch nicht, aber er transportiert ostdeutsche Nostalgie, darf also bleiben.

Doch auch wenn wir der Argumentation folgen: Wie könnte denn eine zeitgemäße Ampelfrau aussehen? Trägt sie High Heels und Minirock, trifft die Sexismuskeule sofort mit doppelter Härte. Versteckt sie sich dagegen prêt-à-merkel im Hosenanzug plus Kurzhaarschnitt oder im Unisex-Funktionsjäckchen, ist sie als Frau kaum noch zu erkennen, und der emanzipatorische Anspruch des Ampelbildes verpufft. Sollte der Grafiker eventuell frauenspezifische Nordic-Walking-Stöcke hinzugeben?

Ja, liebe Leser und Leserinnen, darüber wird Teltow noch lange streiten. In unserem Internetforum hat jemand vorlaut kommentiert: „Die haben nicht alle Latten am Zaun.“ Da ist was dran.

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