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Von Tag zu Tag: Gefahr im Verzug

Ralf Schönball sorgt sich um den Welterbestatus der Museumsinsel

Visionen sind gut, aber manchmal vernebeln sie den Blick für die Wirklichkeit. Die ist im Fall des Pergamon-Museums eigentlich ganz einfach: Das Bauwerk gehört zum Weltkulturerbe – und wer es mit dem Presslufthammer bearbeitet, der darf sich über den Kollateralschaden nicht wundern, dass just dieser Status verloren geht. Genau das droht nun durch die Pläne der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Gewiss, auch die haben ihren Reiz: Auf einem einzigen Rundgang sollen die Besucher Ausstellungsstücke aus der Kunstgeschichte mehrerer Epochen erleben. Aber dafür wird mal eben ein Stück Berliner Baugeschichte geopfert. Denn genau der Teil des Gebäudes, der am stärksten umgebaut werden soll, gilt als stilprägend für den Bau moderner Museen.

Sage niemand, er habe es nicht gewusst. Schon als der Entwurf von Oswald Matthias Ungers für den Umbau des Museums ausgewählt wurde, vor mehr als einem Jahrzehnt, waren mahnende Stimmen zu hören. Vor fünf Jahren hatte auch der Landesdenkmalrat schon einmal vor den Umbauten gewarnt. Was darauf folgen kann, wissen wir aus Dresden. Auch da wurden Warnungen in den Wind geschlagen. Als dann die Betonmischer anrollten, um die Fundamente der Waldschlösschenbrücke zu gießen, war der Titel des Unesco-Welterbes im Nu wieder weg. So gesehen kommt der Rüffel des Denkmalrats genau zur rechten Zeit.

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