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Von Tag zu Tag: Grüne Pelle

Stefan Jacobs über die kulinarischen Verlockungen des Wahlkampfs.

Donnerstags soll ja bald Saure-Gurken-Zeit sein, wenn es nach den Grünen geht. Aber Wahlkampf ist jetzt und auch an diesem Sonntag. Deshalb laden die Grünen um 15 Uhr in den Park am Gleisdreieck zum Dîner en vert. Genauer gesagt handelt es sich um ein Tête-à-tête der KandidatInnen Renate Künast und Özcan Mutlu. Dort wollen sie den Veggie-Bürger einen guten Mann sein lassen und sich an fleischlosen Spezereien laben. Für eingefleischte Vegetarier wird also manches Déjà-vu auf den grünen Tisch kommen. Und alle anderen können erleben, dass vegetarisches Essen sein Frühstadium aus Körnermix und Salatblättern genauso weit hinter sich gelassen hat wie die Grünen ihre selbstgestrickten Pullover. Wie? Ach so, Ströbele. Der lässt doch stricken. Vielleicht schiebt er ja an diesem Sonntag sein Fahrrad auch am Gleisdreieck vorbei. Bicyclette, Baguette & Kettenfett.

Interessant wird die wahlkampftechnische Reaktion der Konkurrenz sein. Die SPD ist ja traditionell eher eine Bratwurstpartei und hat damit die grillende Mehrheit auf ihrer Seite, jedenfalls kulinarisch. Bei der CDU wird ohnehin gegessen, was auf den Tisch kommt, auch wenn es Mutti bis zur Unkenntlichkeit paniert hat. Die Linken dürften mit bedingungslosen Gummibärchen für alle punkten. Außerdem haben sie Gregor Gysi mit seinen sättigenden Reden. Bleibt noch die FDP. Die hat schon in den vergangenen beiden Tagen kulinarisch wahlgekämpft: Zum Schulanfang am Samstag mit Bananen, die ja schon viel länger als die FDP die gelbe Fahne hochhalten. Und Freitagfrüh standen sie schon um sechs Uhr am Bahnhof Friedrichstraße, um die Leistungsträger da abzuholen, wo sie auf ihrem Weg zur Arbeit vorbei müssen, und mit Kaffee aufzumuntern. Dabei machen die meisten Apotheken doch erst um neun auf. Dort gibt’s dann Tabletten gegen Völlegefühl.

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