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Von Tag zu Tag: In der Schusslinie

Gerd Nowakowski erinnert an die Last und die Verantwortung der Polizisten

Wer will den Polizisten, die nächtens mit einer Waffe bedroht werden, einen Vorwurf machen: Sie wehrten sich, ihre Schüsse waren tödlich; dass der Räuber nur eine Schreckschusswaffe hatte, konnten sie nicht erkennen. Polizisten müssen sich nicht erschießen lassen, sagte der Polizeivizepräsident Neubeck. Das mag zynisch klingen. Doch es entspricht den geänderten Verhältnissen, den täglichen Erfahrungen der Beamten auf Berlins Straßen. Kriminelle schrecken immer weniger vor dem Einsatz von Schusswaffen zurück, das war vor 20 Jahren anders. Aus einem Routineeinsatz kann deshalb schnell eine Begegnung auf Leben und Tod werden.

Der Einsatz muss untersucht werden; auch, ob die Schüsse in den Oberkörper zur Gefahrenabwehr gerechtfertigt waren. In Sekundenbruchteilen abwägen, entscheiden oder handeln – welch eine Verantwortung, welch eine Last für die Beamten. Es spricht für die Besonnenheit und Ausbildung der 17 000 Berliner Polizisten, dass seit der Wende im Einsatz vier Menschen mit der Waffe getötet wurden. Die Zahl der Opfer unter den Beamten ist höher: Seit dem Mauerfall wurden in Berlin fünf Polizisten im Einsatz erschossen.

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