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Von Tag zu Tag: Ins Loch

Bernd Matthies fragt nach den Motiven der Gullydeckeldiebe

Es ist ja nicht so, dass Berlin an sich leicht verständlich wäre. Der Grat zwischen Sinn und Irrsinn ist hier schmaler als anderswo – und trotzdem gibt es immer noch Leute, die uns in Erstaunen versetzen. Zum Beispiel jene Zeitgenossen, die seit Dezember 2006 auf den Straßen 162 Gullydeckel abgeräumt haben. Pro Stück gibt es dafür im Schrotthandel fünf Euro, das ergibt nach Abzug aller Unkosten ein Ergebnis weit unter jedem diskutablen Mindestlohn. Einträglicher wäre es, Kartoffeln im Supermarkt zu klauen.

Warum also? Sind es verblödete Terroristen, die darauf warten, dass mal ein ganz kleines Auto ins Loch fällt? Dämonische Sammler, die die legendäre 1917er Deckelserie der Eisengießerei Jüterbog komplett beisammen haben wollen? Läuft bei Ebay eine Auktion mit dem Ziel, irgendeinen Trottel zu finden, der glaubt, dass die Dinger aus hochangereichertem Uran sind? Oder wollen durchgedrehte Tierbefreier Ratten aus ihrem Biotop befreien?

Ganz einfach: Ich klaue, also bin ich. Und wenn ich in Berlin klaue, bin ich Berlin. Be Berlin! Ist ja kein Wunder, dass auch die Verrückten dabei sein wollen.

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