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Von Tag zu Tag: Junizauber

Gunda Bartels spaziert durch die Nacht.

Wochenende erlebt, schon morgens beim Joggen im Regen gestanden, feuchte Lindenblüten und Pappelwolle unter den Turnschuhen gehabt. Arbeiten gewesen, abwechselnd Wolkengebirge, Regentropfen und Sonnenstrahlen vorm Fenster gesehen. Zu einer nach drinnen verlegten Gartenparty gegangen, Sekt getrunken, lustig gewesen. Durch die langsam abtrocknende, lichte Juninacht heimwärts gezogen. So viele Menschen und Flachbildschirme auf den Straßen gesehen. Kinder, Greise, Paare, Gruppen. Ein Essen, Trinken, Palavern, Flimmern, Rauschen, als sei es mitten am Tag. Und erst das Raus und Rein beim Mitternachtssupermarkt. Am Marheinekeplatz gestoppt, plötzlich Musik gehört, dann den Klavierspieler mit dem Strohhut gesehen, der im Sommer mal hier mal da auf seinem rollenden Piano spielt. Auf eine Bank gesetzt, gelauscht, den Duft der Linden gerochen, glücklich gewesen. Die Stadt mit jeder Faser gespürt. Hat sich weltläufig angefühlt, mindestens wie in New York. Keinen Junimond, keine Sterne gesehen, zu viele Wolken, aber den Sommeranfang geahnt. Donnerstag ist Sonnenwende, die Fête de la Musique, der auf Bühnen umsonst und draußen in der Stadt gefeierte längste Tag. Heute schon gibt es womöglich 30 Grad. Spät erst daheim angekommen, im Bad gestanden, Lindenblüten im Haar gefunden, verzaubert vom Juni gewesen.

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