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Von Tag zu Tag: Krankes Lob

Gerd Nowakowski wundert sich nicht über dienstunfähige Justizmitarbeiter

Hasso Lieber ist Staatssekretär in der Justizverwaltung. Das ist derzeit ein schwerer Job. Am vergangenen Freitag hat Herr Lieber wegen der „verzerrenden Schilderungen“ der Presse den Bediensteten der Jugendstrafanstalt in einer außerordentlichen Personalversammlung für deren engagierte Arbeit „gedankt und seine Anerkennung ausgesprochen“. So jedenfalls steht es in der Presseerklärung der Justiz. Mal abgesehen davon, dass die Justizsenatorin am Wochenende als unverzerrte Realität einräumte, was sie 24 Stunden vorher noch abstritt. Das Lob des Hasso Lieber jedenfalls muss ein fragwürdiges gewesen sein, wenn sich gestern ein Viertel der Belegschaft krankmeldet. Wundert das? Ihr Alltag hat sich dramatisch verändert. Unbelehrbare Vielfachtäter und Gewaltkriminelle – damit müssen die Schließer heute umgehen. Das war vor einigen Jahren noch anders. Die Politik aber möchte weder damit behelligt werden, was Strafgefangene in der Anstalt treiben, noch was das Wachpersonal erleidet. Die Justizmitarbeiter fühlen sich allein gelassen, ebenso weggesperrt wie die Häftlinge. Die Politik will das nicht wahrnehmen, nichts ändern. Das ist zum Krankwerden.

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