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Einer der schöneren Staus in Deutschland. Hier bei Köln. Zum genießen.

© dpa

Von Tag zu Tag: Lieber mal mehr im Stau stehen

Ariane Bemmer würde gerne noch viel länger im Stau stehen.

Befallen Sie auch manchmal diese Gedanken, wenn Sie im Radio Verkehrsmeldungen mit „wieder zahlreichen Staus und Stop-and-go auf folgenden Hauptverkehrsstraßen“ hören: Zuerst Mitleid mit den Unglücklichen, die da gerade im Auto feststecken, und nichts geht mehr. Dann die kritische Bewertung: Warum fahren die auch jetzt und da mit dem Auto? Konnten die nicht ahnen, dass sie in den Stau geraten? Sind die doof!

Sind sie nicht!

Das ist aber höchstwahrscheinlich falsch. Das Auto, in dem der wilde Gebrauch mobiler Kommunikationsgeräte verboten ist, ist vielleicht der letzte Ort, an dem Menschen ihre Ruhe haben können. Da quatscht kein Chef oder Kollege rein, der einen Auftrag erteilen will. Da ist keine Familie, die etwas von einem will, da ist überhaupt niemand, der Aufmerksamkeit verlangt – im Stau nicht mal der fließende Verkehr. Man sitzt einfach da und tut nichts. Außer eventuell Radio hören oder CD. Und zwar das Programm oder die Musik, die man mag – so laut oder leise, wie es einem angenehm ist. Man kann rücksichtslos die Heizung aufdrehen oder die Fenster öffnen. Es ist die perfekte Mini-Erholung vom Alltag als soziales Wesen. Ja, die These sei gewagt: Die Menschen im Stau stehen da absichtlich.

So können Sie ab jetzt denken, wenn Sie Verkehrsfunk hören. Und nicht neidisch werden: Jeder kann mitmachen, die Orte werden regelmäßig aktualisiert. Platz ist da für alle.

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