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Berlin: Von Tag zu Tag: Liebesdinge

"Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern" - so schmetterte einst Connie Francis durch unsere Gehörgänge. Das war allgemein menschlich gemeint, für das moderne Berlin freilich stimmt es nicht.

"Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern" - so schmetterte einst Connie Francis durch unsere Gehörgänge. Das war allgemein menschlich gemeint, für das moderne Berlin freilich stimmt es nicht. Die Liebe nämlich sucht uns - und nur uns - wieder und wieder heim, und so kommt dann jedesmal im Sommer einer zum andern, bis es in die Hunderttausende geht, und sie beginnen ein seltsames Spiel. Ursprünglich hopste eine kleine radikale Minderheit den Kurfürstendamm rauf und runter, mittlerweile wälzt sich ein deutschlandweiter Pilgerzug die Straße des 17. Juni entlang. Deren paradenfreundliche Breite verdanken die Liebesjünger kurioserweise ausgerechnet dem Herrn Hitler und seinem Hofarchitekten Speer, doch das ist eine andere Geschichte. Dank aber auch hier: dem Dr. Motte und seinen Liebesjüngern, dass sie diesmal rechtzeitig, also als erste für den Paradentermin am 13. Juli den Finger hoben; und dem Herrn Wowereit und seinem Senat, das er die Chance erkannte, die Stadt zu bewahren vor der grenzenlosen Langeweile, die eine Neuauflage des rituellen Kleinkriegs um Ort und Zeit der Love Parade mittlerweile auslösen muss. Die Tiergarten-Freunde werden das anders sehen, sie mögen sich mit Siw Malmkvist trösten: "Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling, schade um die Tränen in der Nacht."

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