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Von Tag zu Tag: Loch im Hirn

Werner van Bebber begrüßt die pädagogischen Ziele eines Richters.

Man kann mit seinem Körper – das zeigt sich besonders in Zeiten luftiger Bekleidung – eine Menge Unsinn anstellen. Man kann ihn beschriften, bemalen, mit blauer Farbe oder in „Alles-so-schön-bunt-hier“-Manier, man kann ihn durchlöchern und sich die Ohrläppchen mit Kunststoffhülsen weiten lassen, so dass, wenn der Weitungsprozess abgeschlossen ist, Christbaumkugeln, Totenköpfe oder 0,5-KiloHantelscheiben an die Ohren gehängt werden können. Das alles läuft heute unter „Style“ und Selbstverwirklichung. Manche Leute dehnen diese Art des Körperkultes auf ihre Kinder aus, schenken ihnen zum dritten Geburtstag ein Ohrlochpiercing, bringen das Kind zum Tätowierer ihres Vertrauens – und wundern sich, wenn das Geschenk traumatische Wirkung hat. Ohrlochpiercing schmerzt, und zwar bei jedem, außer bei Leuten, die gar nichts mehr merken. Wenn solche Leute vom Tätowierer noch Schmerzensgeld erklagen wollen, können sie an einen lebensklugen Amtsrichter geraten, der ihnen bedeutet, dass er ihre Erziehungskompentenz bezweifelt und mit Folgen droht. Hoffentlich tätowiert sich das herum in der Piercing-Szene.

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