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Von Tag zu Tag: Mängelmeister

Thomas Loy weiß, warum Berliner die Tüv-Prüfungen versemmeln.

Stürmische Nacht. (Xaver!) Die Havelchaussee wiegt und wogt. Da! Im Fernlichtkegel! Wildschweinrotte voraus! Schweiß, Panikschub, quietschzackrumms ... Autofahren in der Großstadt kann weit vor den Navi-Zielkoordinaten enden. Das waidgerechte Ausbremsen gehört nicht zum Programm Berliner Fahrschulpraxis, hier liegt der Schwerpunkt eher auf geschmeidiger Fußmotorik im Feierabendstau auf der Avus.

Dem Unfallrisiko unangeleinter Waldbewohner gesellt sich nach Auskunft des Tüv Rheinland ein weiteres hinzu: „Der Aufschub oder das Nichtreparieren von Mängeln.“ Und zwar am Auto. Dieses Säumnnis ist häufig in Berlin zu beobachten, sagt der Tüv. 28 Prozent der Kennzeichen-B-Fahrzeuge fallen bei der Zweijahresprüfung durch, im Bundesdurchschnitt sind es nur 25 Prozent.

Erste Ergebnisse spontaner Ursachenforschung: Berliner kaufen gerne abrissreife Autos, um den Wertverlust durch Herumstehen gering zu halten. Kenner wissen, dass Rostlauben gerne als Winterquartier für Fledermäuse genutzt werden. Da hilft man doch gerne.

Der Tüv lässt sich zu keiner eigenen Meinung hinreißen. Berlin als autoärmste Stadt der Republik war den Leckschnüfflern noch nie ganz geheuer. Dabei liegt die Erklärung auf der Hand. Immer mehr Werkstätten werden an den Stadtrand gentrifiziert. Bis dahin schaffen es unsere Schrottkisten einfach nicht.

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