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Von Tag zu Tag: Maß und Muse

Christian van Lessen wundert sich, wie kontrastreich das Kulturforum ist

Wo sich einst nach Plänen des berühmten Hans Scharoun ein anspruchsvolles Künstler-Gästehaus auf dem Kulturforum erheben sollte, steht ein vergleichsweise profanes Bauwerk. Ein Hofbräuhaus in Zeltform, passend zum Oktoberfest. Da mag sich mancher Ästhet grämen und den kulturellen Niedergang der Stadt beschwören. Aber provisorische Lösungen, so billig sie auch wirken, sind nun mal zwangsläufig, wenn der Senat mit der endgültigen Gestaltung des Kulturforums und letzten Grundstücksfragen nicht zu Potte kommt. Matthäikirche, Bierzelt, Kammermusiksaal und Philharmonie liegen nun in enger Nachbarschaft beisammen, vermitteln, positiv betrachtet, ein amüsantes Bild des kontrastreichen Berlin. Aber ganz so friedlich geht die Koexistenz von Maß und Muse wohl nicht vonstatten. Jetzt haben sich Konzertbesucher bei der Umweltverwaltung beschwert: Sie fühlten sich beim abendlichen Kunstgenuss im Kammermusiksaal durch dröhnende Bässe merklich gestört. Die gehörten nicht zum Konzert, sondern zum Bierzelt auf kirchlichem Grund. So hat sich Scharoun sein Kulturforum bestimmt nicht vorgestellt.

Christian van Lessen

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