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Von Tag zu Tag: Nachtwächter

Stefan Jacobs über einen 24-Stunden-Volksvertreter

Wer am kommenden Mittwoch in einer Spandauer Kneipe von einem Mittdreißiger mit Fünftagebart, Brille und SPD-Flyern angesprochen wird („Entschuldigen Sie die kurze Störung …“) möge bitte freundlich bleiben. Es handelt sich nämlich um den Abgeordneten Daniel Buchholz, der in der Berliner SPD für die Belange von Weltklima und Spandau zuständig ist. Wenn Buchholz mit den Flyern auftaucht, hat er schon eine Zitadellenbesichtung, eine Havelbesichtigung, eine Siemensbesichtigung, eine Diskussion mit dem Finanzsenator und eine Scheckübergabe (nicht an den Finanzsenator) hinter sich. Und vor sich: eine Nachtschicht bei der Polizei, einen Aushilfsjob beim Bäcker sowie die Verteilung der Brötchen. All das tut Buchholz im Rahmen eines 24-stündigen Stadtteiltages, mit dem nebenbei er die Mär vom Feierabendparlament Lügen straft. Der ultimative Termin folgt zum Schluss: Am Donnerstag um 10.30 Uhr, also nach 22,5 Stunden auf den Beinen, hält Buchholz im Einkaufszentrum Siemensstadt eine Bürgersprechstunde zum Thema steigendes Grundwasser ab. Wenn er da den Kanal noch immer nicht voll hat, ist er ein wahrer Volksvertreter.

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