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Von Tag zu Tag: Nervensägen

Bernd Matthies über die Kreuzberger Grünen und den Umweltschutz

Wer nach Kreuzberg zieht, der erwartet nachts keine Friedhofsruhe. Die wäre dort nicht durchsetzbar, die soll nicht sein im Szenebezirk. Aber jeder Kreuzberger, der nicht gerade zum Kottbusser Tor hinaus wohnt, hat das Recht, nachts bei offenem Fenster zu schlafen. Wenn das nicht geht, wie jetzt an der Kreuzberger Admiralbrücke, weil eine vorher ruhige Gegend plötzlich und unerwartet zur Partymeile wird, dann hilft es den Anwohnern wenig, wenn man ihnen empfiehlt, sie könnten ja wegziehen. Eine Wohnung ist keine Decke, die man auf der Liegewiese in die andere Ecke packt, wenn einem die Nachbarn nicht passen.

Es ist deshalb kurios, dass gerade die auf eine ruhige Umwelt verpflichteten Grünen den offenbar nicht unvernünftigen Lösungsvorschlag ihrer eigenen Stadträtin hintertreiben und die ominöse „Aufenthaltsqualität“ einiger Nervensägen höher bewerten als die Nachtruhe der Anwohner. Offenbar erschöpft sich grüne Haltung in Kreuzberg zunehmend in folgenloser Beschwichtigung – Hauptsache, es geschieht bei Öko-Bier und Vollkornbrot. Die genervten Anwohner aber erwarten konsequente Kommunalpolitik. Zu Recht.

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