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Berlin: Von Tag zu Tag: Notfall Weihnachten

Zum Weihnachtsfest bedarf es einer gut organisierten Fürsorge; denn es hat so viele Tücken, dass da schon wieder eine Marktlücke klafft, in die Gewitzte hupfen. Das Weihnachtsfest ist ja eine ungeheure Handelsgröße.

Zum Weihnachtsfest bedarf es einer gut organisierten Fürsorge; denn es hat so viele Tücken, dass da schon wieder eine Marktlücke klafft, in die Gewitzte hupfen. Das Weihnachtsfest ist ja eine ungeheure Handelsgröße. Doch was erbärmlich und dennoch hoffnungsfroh mit einer kleinen Flüchtlingsfamilie in Bethlehem begonnen hatte, zeigt, wie ernst das Erbarmen auch heutzutage noch genommen wird.

Allein dieser Tage kamen drei Beispiele der Fürsorge für Weihnachts-Opfer. Erstens ein "PC-Notdienst zu Weihnachten". Der Notfall, dem hier "preisgünstig" abzuhelfen die Rede ist, tritt ein, wenn "an Weihnachten der neue Monitor schwarz bleibt, das Handy stumm bleibt, das PC-Spiel nicht läuft". Derart weihnachtsgefährdet sei "jeder zweite deutsche Haushalt".

Aktuell Newsticker: Berlin Zweites Beispiel: ein "Shop", der sich erbarmt, all diese "Weihnachtsgeschenke, die man im Grunde nicht braucht, diese Staubfänger" zu entsorgen. In unserer restlos verwilderten Sprache wird das Sorgen ja nicht mehr nur als eine zwischenmenschliche Zuneigung, Hilfe, ja Fürsorge verstanden, sondern als Müllbeseitigung (Entsorgung), als Wetterwirkung (überfrierender Regen "sorgt" für Karambolagen), ja sogar als Euro-Eigenschaft, die in einer Zeitung stand: "Der Euro sorgt für kostenloses Parken". Immerhin kitzelt der Geschenke-Entsorgungs-Shop das soziale Gewissen: Die bei ihnen abgegebenen unbrauchbaren Weihnachtsgeschenke werden zur "Armutsbekämpfung weltweit" genommen.

Das Fest der Liebe ruft auch bezeichnenderweise pro familia auf den Plan zwecks Konfliktentschärfung vorm Weihnachtsbaum. Sollte also der "PC-Notdienst" wegen Überbeanspruchung ausfallen, der "Shop" für ungeliebte Geschenke auch, die Luft in der versammelten Familie brennen, stehen eine Ärztin, eine Psychologin und eine Sozialarbeiterin rettend bereit.

Notfalls hilft eine frohe Botschaft übers Weihnachtsfest hinweg: Es dauert ja nur maximal drei Tage pro Jahr.

Ekkehard Schwerk

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