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Von Tag zu Tag: Nur Geduld

Werner van Bebber grübelt über den Sinn von Streiks

Warten auf eine Operation im Krankenhaus – die Ärzte streiken. Langes Warten auf die U-Bahn – die Fahrer streiken. Fröhlicher Verzicht auf den Gang zum Briefkasten: Die Zusteller streiken, es kommen keine Rechnungen an. Warten, dass sich auf dem Computermonitor irgendetwas bewegt: Die Telekom streikt, E-Mails fliegen ins Nirgendwo. Auch die Mitarbeiter der Landesbank Berlin werden in diesem Jahr möglicherweise streiken, aber das sollen sie mal – wen interessiert die Landesbank?

Wer in Berlin lebt und arbeitet, hat täglich Grund, sich über den Zustand öffentlicher Infrastruktur und die Gewöhnung an Dienstleistung rund um die Uhr Gedanken zu machen. Dass es im Lauf des Jahres diesen und jenen Streik geben könnte, dürfte persönlich-politische Grübeleien über den Sinn und die Berechtigung von Arbeitskämpfen beschleunigen. Haben die Krankenhauspfleger nicht mehr verdient? Hat doch der Regierende seinen Mitarbeitern für 2011 ein Vorab-Wahlgeschenk versprochen. Andererseits hat der Winter die Leute krisenfest gemacht. Schlimm wäre nur, wenn der Frühling streikt. (Seite 12)

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