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Von Tag zu Tag: Palastrevolte

Stephan Wiehler will die Schlossfenster lieber geschlossen halten

An der Barockpracht des Stadtschlosses soll man sich künftig nicht nur von außen erfreuen, man wird auch herausschauen können auf die restaurierte Mitte der Stadt. An Fenstern haben die Planer des Humboldtforums daher nicht gespart – nur werden sie sich nicht öffnen lassen. Aus Kostengründen, heißt es, habe man darauf verzichtet. Schließlich werde es drinnen eine Klimaanlage geben, und die Fensterputzer sollen dank einer freien Schneise für ihren Hubwagen von draußen für Klarsicht sorgen. Dabei zeugt der Beschluss von größerer Weitsicht, als die Planer zugeben. Hier werden die Lehren der Geschichte im Sinn der kritischen Rekonstruktion umgesetzt. Nicht jedes geöffnete Fenster verheißt Freiheit (wie in der Prager Botschaft ’89). Viele sind aus Fenstern gestürzt, oder schlimmer, einer tritt heraus und verkündet den Umsturz. Am Ende steht wieder ein Liebknecht auf dem Balkon und ruft die sozialistische Republik aus. Ex-DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler (91), der zur Abgeordnetenhauswahl als DKP-Kandidat antritt, probt vielleicht schon für den 100. Jahrestag der Novemberrevolution. Wer weiß? Ratzfatz sprengen die Roten das schöne Schloss und bauen den Palast wieder auf. Dann wäre das ganze Geld zum Fenster rausgeworfen.

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