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Von Tag zu Tag: Pappkamerad

Andreas Conrad will endlich wieder „Zwölf Uhr mittags“ sehen

Nun ist er also noch mal nach Berlin gekommen, zwar mit einem Stück Papier bewaffnet statt mit einem Colt, aber egal: Es ist eindeutig Gary Cooper alias Marshal Will Kane, Held aus „Zwölf Uhr mittags“. Auch er selbst ist nur aus Papier, eine Plakatfigur, Erinnerung an den friedlichen, gleichwohl revolutionären Umbruch in Polen vor 20 Jahren. Vor 56 Jahren war der Schauspieler ebenfalls in der Stadt, leibhaftig, doch schon damals vor revolutionärem Hintergrund. Zum Glück ohne Wahlzettel in der Hand, der 17. Juni 1953 verlief auch nicht so, dass damit viel auszurichten war. Mit einem Revolver allerdings auch nicht. West-Berliner Zeitungen, darunter der Tagesspiegel, meldeten damals zwar Coopers Ankunft zur Berlinale – die war damals im Sommer – erst für den 18. Juni. Der damalige Pressesprecher der Filmfestspiele Hans Borgelt schilderte später aber, Cooper sei am 16. Juni angekommen und habe sich ausgerechnet am Tag des Volksaufstands privat in den Osten der Stadt begeben – zum Glück ohne Colt. Andernfalls hätte man nicht die Weltgeschichte umschreiben müssen, die Filmgeschichte wohl aber schon.

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