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Von Tag zu Tag: Pech gehabt

Christoph Stollowsky tröstet ein jugendliches Opfer des Schulstreiks.

Super, großartig. Es sah alles so gut aus. Die Schlagzeilen in den Zeitungen beflügelten Lenas Vorfreude so heftig, wie William Shakespeare dies einst treffend beschrieben hat: „Nichts hält die wahre Hoffnung auf. Sie fliegt mit Schwalbenflügeln.“

„Lehrerstreik“, „Unterrichtsausfälle“. Welch tolle Aussicht für unsere Tochter auf einen Vormittag ohne Chemie, Mathe oder Physiktest. Stattdessen ausschlafen, chillen, den Sommer genießen. Aber die Schwalben flogen zu schnell. An der Rückert-Oberschule in Schöneberg, 8. Klasse, fiel trotz Streiks bisher keine einzige Stunde aus. Warum? Weil Lenas Lehrer offenbar alle sicher verbeamtet sind und deshalb nicht streiken. Es sind ja nur die meist jüngeren, angestellten Lehrer im Ausstand.

Oh, wie ungerecht ist die Welt. Natürlich blieb es den Rückert-Schülern nicht lange verborgen, dass die Altersgenossen an anderen Gymnasien besser dran sind. Weil sie auch Lehrer haben, die „nur“ angestellt sind. Eine Handvoll dieser aufmüpfigen Pädagogen reicht ja schon aus, für ein bisschen Sause statt Schule.

Rund 9000 angestellte Lehrer unterrichten in Berlin – und etwa 20 000 mit Beamtenprivilegien. Wie viele von der einen oder anderen Sorte an einer Schule sind, bestimmt oft nur der Zufall. Der Lehrerstreik, ein Lotterietag für die Schüler. Lena, nicht sauer sein. Wir spenden ein großes Trosteis für die Niete.

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