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Berlin: Von Tag zu Tag: Pisa, Riesa, Berlin

Von den Bürgern Schildas ist bekannt, dass sie in ihrem Rathaus die Fenster vergessen hatten und dann versuchten, Licht in Säcken hineinzutragen. Zum Glück hat Berlin ein befenstertes Rathaus, sonst würden die teuren Öffnungen sicher eingespart.

Von den Bürgern Schildas ist bekannt, dass sie in ihrem Rathaus die Fenster vergessen hatten und dann versuchten, Licht in Säcken hineinzutragen. Zum Glück hat Berlin ein befenstertes Rathaus, sonst würden die teuren Öffnungen sicher eingespart. Es geht ja, wie die Geschichte zeigt, auch ohne. So weit sind wir nun schon, da mag der neue Finanzsenator heißen wie er will. Jede Idee, das lichtlose Staatssäckel zu illuminieren, ist daher willkommen, und so sollte der fürs Bauen zuständige Senatorenkollege einen Plan aufgreifen, der dieser Tage aus dem sächsischen Riesa bekannt wurde. Durch den Erfolg des wiedereröffneten Turmes von Pisa ermutigt, will man dort ebenfalls solch ein krummes Ding hochziehen, den Touristen zum Pläsier und dem Stadtkämmerer zum Wohlgefallen. Derlei können wir auch, und es kostet nicht mal was, geschicktes Marketing vorausgesetzt. Blicken wir nur nach Spandau, zum Juliusturm der Zitadelle: Schief seit Jahrhunderten. 1983 etwa hatten die Vermesser der Senatsbauverwaltung eine Abweichung von 70 Zentimetern vom Ideal festgestellt! Schon Schinkel war die Schieflage aufgefallen, und er hatte, als er dem Turm 1838 den Zinnenkranz aufsetzte, die Westneigung gleich korrigiert. Seitdem ist der Turm nicht nur schief, sondern hat auch einen Knick. Typisch Berlin.

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