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Von Tag zu Tag: Porzellanmauer

Werner van Bebber hat – im Prinzip – nichts gegen Kitsch

Schon seltsam, auf was für Ideen die Mauer manche Leute bringt. Dass der Sprinter Usain Bolt mit einem Mauersegment beschenkt wird, das aktuell in den Farben Jamaikas bemalt worden ist – okay. So ein Mauerstück von 3,60 Höhe macht Eindruck und eignet sich auch als Schattenspender. Unterdessen geben die Leute von der „Edition Visible Wall“ bekannt, sie wollten Bolts Originalsegment als Porzellanminiatur herstellen. Dazu muss man wissen, dass es schon eine Reihe von Porzellanmauerstücken zu kaufen gibt. Einige erinnern an Motive der East Side Gallery, andere zeigen John F. Kennedy, der seinen „Berliner“-Satz sagt. Die Leute von der „Edition Visible Wall“ meinen, die Mauer sei ein „zeitloses Symbol des Freiheitswillens“, das „in der ganzen Welt“ gelte. Das ist sogar zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer eine recht freie Interpretation dieses Symbols der Teilung Deutschlands, das manche Leute sogar für ein Symbol der Unfreiheit und der Menschenverachtung des SED-Regimes halten. Aber wollen wir mal nicht so pingelig sein. Auch die Mauer wird Kitsch. Vermutlich müssen wir uns auch auf Zwerg-Grenzer aus Porzellan einstellen.

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