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Von Tag zu Tag: Reinlich

Bernd Matthies über Mauergemälde und ihr Verschwinden.

Die Mauer... Unendliche Weiten. Jeder hat sie anders in Erinnerung, betrachtet sie anders, will die Reste konserviert oder geschreddert sehen. Oder bemalt? In Potsdam-Babelsberg gibt es gerade wieder mal Ärger um ein Segment, ein neues Kapitel des Themas „Ist das Kunst oder kann das weg?“

Das Mauerstück ist ein Teil der Gedenkstätte Griebnitzsee – und natürlich die ultimative Verlockung für einen schrägen Künstler wie Kiddy Citny, der seine „Herzköpfe“ schon vor fast 30 Jahren auf die Mauer (Berlin-West) gemalt hat. Das hat er nun in Babelsberg - ungefragt - wiederholt. Zum Ärger der Denkmalschützer, die nun einen jeglichen Kunstwollens unverdächtigen Anstreicher schickten und alles übermalen ließen, schön weiß, nicht nur sauber, sondern rein.

Manches Graffito bleibt Schmiererei, manches erlangt Kunststatus einfach durch die Gnade der Zeit. Ob Citny es geschafft hätte, lässt sich nun nicht mehr feststellen. Aber es gibt Grund, die säuberliche Eile der Potsdamer Denkmalschützer unangemessen zu finden. Denn jeder sieht die Mauer anders – aber so schön weiß hat sie wohl niemand in Erinnerung. (Seite 12)

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