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Berlin: Von Tag zu Tag: Rote Ecke

Baumeister Schinkel blickt wohlgefällig von seinem Sockel: Um ihn herum schinkelt es heftig. Da drüben die strahlende Friedrichswerdersche Kirche.

Baumeister Schinkel blickt wohlgefällig von seinem Sockel: Um ihn herum schinkelt es heftig. Da drüben die strahlende Friedrichswerdersche Kirche. Am Lustgarten das Alte Museum. Und nun, zwischen dem ruinösen Republikpalast, dem neuen Außenministerium und gegenüber dem Ex-DDR-Staatsrat und Jetzt-BRD-Kanzleramt diese Musterecke "seiner" Bauakademie: Wie ein edler steiler Zahn ragt das Fassadenstück in den Frühling, unfertig und nurmehr für Demonstrationszwecke geeignet. Es ist ein bisschen wie die Schlossfassaden-Simulation: Seht her, so könnte das hier einmal aussehen. Im Unterschied zur Schloss-Atrappe bleibt die rote Ecke ohne Inhalt auf ihren alten Fudamenten stehen - als Mahnung zur baldigen Finanzierung der kompletten Bauakademie, jenes Kastens, der nach Eberhard Diepgens Worten so bedeutend sei wie der Wiederaufbau des Stadtschlosses.

Wirklich? Die Schloss-Fassade entstand durch den motorischen Fanatismus eines einzelnen Mannes, Wilhelm von Boddien, in dessen Kopf das Schloss längst da steht, wo es einmal war. Für die Bauakademie-Ecke machen sich seit Jahren der Schinkel-Fan Draheim und der Bildungsverein Bautechnik stark - in beiden Fällen setzte sich persönliches, geradezu kämpferisches Element über manche Schwierigkeit hinweg, um Signale zu setzen und Vorlagen zu geben. Nun müssen andere, die die Macht und das Geld haben, den Ball aufnehmen und weiterspielen, ehe die Zuschauer resignieren.

Oder ist das Ganze nur ein märchenhafter Bluff? Wollen wir weder den roten noch den grauen Kasten, sondern etwas ganz Neues, Modernes, Zukunftsweisendes an dieser Stelle? Mal sehen, wie es weitergeht.

Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt...

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