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Von Tag zu Tag: Rund gemacht

Werner van Bebber wundert sich in Kreuzberg über gar nichts

Es ist ein Musterbeispiel für Antipolitik: Erst sehen die Bezirkspolitiker in Friedrichshain-Kreuzberg einer Hausbesetzung zu. Dann betrachten sie über Monate den Konflikt zwischen Besetzern und den Kulturmanagern vom Künstlerhaus Bethanien bei der Eskalation. Dann wechselt angelegentlich der Wahl 2006 das Bezirksregiment, aber nicht der Stil im Umgang mit dem Konflikt. Ist das Kreuzberger Stil – so zu tun, als könne man Gegensätze wegmoderieren, wenn der Tisch nur rund ist? Im Umgang mit dem Künstlerhaus Bethanien deutet alles darauf hin, dass die großen Zeiten dieses Politikstils vorbei sind. Wenn Bethanien aus Bethanien wegzieht, haben der grüne Bürgermeister Franz Schulz und seine Mitstreiter den Beweis dafür auf dem runden Tisch, dass man sich gelegentlich entscheiden muss. Etwa für Kultur – gegen „Soziokultur“. Für ein kleines, feines, elitäres, gar „bürgerliches“ – Kunstinstitut, gegen Ideologen und Selbstverwirklicher, die ein moralisches Zugriffsrecht auf öffentlichen Raum beanspruchen. Konflikte dieser Art werden – Stichwort Spreeufer – auf das Bezirksamt noch öfter zukommen.

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