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Von Tag zu Tag: Schlüsselgewalt

Bernd Matthies blickt zurück in dunkle Zeiten der Bedrohung

Wenn die kleine Reminiszenz ans eingemauerte West-Berlin erlaubt ist: Wir mochten den sog. Russen nicht. Und einige von uns glaubten unbeirrt, er habe tatsächlich die Absicht, bei nächstbester Gelegenheit über den Kudamm zu marschieren. Aber dafür wurden sie belächelt.

Paranoia, das wissen Experten, ist kein Beweis dafür, dass man nicht verfolgt wird. So auch hier. Die dunklen Mächte im Osten hatten, wie sich jetzt aus einer weiteren der unzähligen Stasi-Akten ergibt, für alle Fälle schon mal die Schlüsselgewalt über West-Berlin übernommen, sie verfügten angeblich über freien Eintritt in Polizeireviere, konnten Verkehrssignale umschalten und Notrufsäulen öffnen; kein wackerer Hauptmeister hätte die Feindpanzer im Krisenfall mit rotem Ampellicht gestoppt.

Genützt hat es bekanntlich nichts. Die Polizei kennt die Geschichte schon lange, und IM „Genua“, der West-Berliner Schlosser, der die Schlüssel besorgt hat, wurde klammheimlich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Schade, dass sie kein Insider von sich aus erzählt hat. Wir hätten die Wahrheit auch schon vor 20 Jahren ertragen können.

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