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Berlin: Von Tag zu Tag: Schnauze!

Der Möchtegern-Berliner ist leicht zu erkennen. Nicht etwa daran, dass er beim Bäcker weiterhin Brötchen statt Schrippen ordert und sich einen Berliner bestellt, wenn er doch einen Pfannkuchen meint.

Der Möchtegern-Berliner ist leicht zu erkennen. Nicht etwa daran, dass er beim Bäcker weiterhin Brötchen statt Schrippen ordert und sich einen Berliner bestellt, wenn er doch einen Pfannkuchen meint. Beide sprachliche Eigenarten des Urberliners eignet sich der Spreewasser-Renommist noch als Erste an, aber dann geht das artfremde Gefasel auch schon los: Langer Lulatsch, Schwangere Auster, Hungerkralle und Telespargel - allesamt angeblich ausgespuckt von der legendären Berliner Schnauze.

Natürlich nimmt kein Original-Berliner, der auf sich hält, derlei Scherzversuche in den Mund. Aber es war wohl nicht zu vermeiden, dass die neue Rolle Berlins als Hauptstadt mit all den damit verbundenen Betongebirgen auch neue Humorungetüme nach sich zieht. Noch haben sie sich im kollektiven Bewusstsein nicht durchgesetzt, aber ist es nicht die Aufgabe einer Zeitung, rechtzeitig vor dem zu warnen, was uns allen womöglich einmal blüht? Die Agentur ddp hat es gestern vorgemacht und den Chef eines Stadtführungsunternehmens befragt, der sein Ohr des Volkes Stimme offenbar extraweit aufgesperrt hat. Hier einige besonders gelungene Beispiele: Kanzleramt? Kohlosseum. Auswärtiges Amt? Fischerhütte. Bundespressekonferenz? Mücken- und Fliegenfänger. Die Spreebrücke zwischen Kanzleramt und -garten? Beamtenlaufbahn/Spinnerbrücke. Erwähnt seien weiter die Bundesschlange und das Bundespräsidial-Ei, auch sie angeblich ausgebrütet von einem Menschenschlag, dem einmal überdurchschnittlicher Witz attestiert wurde. Aber das war irgendwann im letzten Jahrtausend.

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